Montag, 5. Dezember 2011

Übers Fernsehen und gleichgeschlechtliche Ehen

Ben Shapiro über Wertevermittlung zur Hauptsendezeit.

Termini technici
gays and lesbians: Schwule und Lesben
homosexuality: Homosexualität

(Anmerkungen in Klammern)


Da die Presse wiederholt über mein neues Buch "Primetime Propaganda" berichtete, fragen sich viele Menschen, ob das Fernsehen wirklich Einfluß hat. Wenn das Fernsehen so ein mächtiges Medium ist, wundern sie sich, warum wurde Ronald Reagan gewählt? Warum George H.W. Bush? Warum George W. Bush? Warum hatten wir 1994 die Republikanische Revolution (die in den Kongreßwahlen erstmals seit vier Jahrzehnten zu einer republikanischen Mehrheit führte), oder die Tea Party im Jahre 2010?

Die Antwort lautet natürlich, daß das Fernsehen unsere Werte am wenigsten im Hinblick auf eine ausufernde Regierung verschoben hat, und am meisten im Hinblick auf soziale Werte. Das macht auch Sinn, da die Stärke des Fernsehens darin liegt, Sie mithilfe zwischenmenschlicher Gefühle emotional zu manipulieren -- und zwischenmenschliche Gefühle gehören schon lange zur liberalen linken Taktik, im Hinblick auf soziale Fragen eine Vorherrschaft zu schaffen.

Nehmen wir zum Beispiel die Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe, die nicht nur Hollywood politisch spaltet, sondern ganz Amerika. Liberale Linke fragen gerne, ob Sie gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sein können, wenn Sie einen schwulen Verwandten oder Freund haben. Das Argument scheint sich damit zu begründen, daß, wenn Sie persönlich jemandem nahe stehen, der Sex mit den politischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts hat, Sie ihr Verhalten dann nicht ablehnen können, oder, besser gesagt, die Verankerung ihres Verhaltens im Gesetz. Dieser Argumentation fehlt natürlich eine wirkliche Logik -- sie ist aber unheimlich effektiv. Die meisten von uns wollen nicht unsympathisch erscheinen, besonders gegenüber denen, um die wir uns kümmern -- wir wollen nicht intolerant und kaltherzig aussehen.

Das Fernsehen produziert das gleiche Argument. Statt auf Ihren gegenwärtigen Familien- und Freundeskreis anzuspielen, schafft das Fernsehen für Sie eine Gruppe von Freunden. Das Ziel der Drehbuchschreiber ist es, eine Gruppe von Charakteren zu schaffen, die sympathisch, witzig, lustig und angenehm sind -- um mit ihnen herumzuhängen. So werden Sie einbezogen, Woche für Woche. Die Wahrheit ist, daß wir mit Fernsehcharakteren, die wir mögen, tatsächlich mehr Zeit verbringen, als mit unserer eigenen Familie; laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen läuft der Fernseher pro Tag durchschnittlich 6 Stunden und 47 Minuten. Jede Woche sitzen Kinder durchschnittlich 1.680 Minuten vor dem Fernseher -- das sind im Jahr 1.456 Stunden. (Natürlich ist es in Deutschland viel besser, hier sind es pro Tag 15 Minuten weniger.)

Sobald Sie nach einem Charakter süchtig sind, lassen sie diesen Charakter Entscheidungen über Aktivitäten und Lebensgewohnheiten treffen, mit denen Sie nicht einverstanden sind. Murphy Brown startete (1990 in ihrer Serie auf ProSieben) nicht als stolze unverheiratete Mutter -- das tat sie erst, nachdem Sie bei Ihnen eingezogen war. Rachel Green aus Friends (auf Sat.1) ebenfalls. Auch Ellen Degeneres startete in ihrer eigenen Sitcom Ellen (USA 1994-98) nicht als Lesbe (denn erst in der Werbekampagne zur 4. Staffel kamen Gerüchte auf und in Folge 22 hatte sie mit ihrer Lebenspartnerin Anne Heche dann ihr lesbisches Coming-Out und mit Staffel 5 war dann leider ganz plötzlich Schluß mit lustig, weil das die mehrheitlich nicht basisdemokratische Mehrheit gar nicht lustig fand und sich für die weitere Finanzierung dieses erfolgreichen Konzeptes nicht genügend homosexuelle Steuerzahler fanden).

Im Hinblick auf schwule Charaktere ist die Geschichte ein wenig anders, hier starten die Charaktere in der Regel als schwul -- die Fernehserie Ellen ausgenommen -- und sind in der Regel die schönsten und wunderbarsten Menschen der Serie. Wenn Sie in der ersten Staffel von Friends eine lesbische Hochzeit beobachten konnten, müssen Sie wissen, daß es Co-Produzentin Marta Kauffman für Sie als eine Art Propaganda plante. Wenn Sie in der Serie Glee (auf SuperRTL seit 2011) beobachten, daß Kurt ehrenhaft wie der Papst handelt, müssen Sie wissen, daß Regisseur Ryan Murphy, der zufällig schwul ist, Sie zum Narren hält. Wenn Sie (auf ORF oder ProSieben) den schwulen Nachbarn in Desperate Housewives sehen, müssen Sie verstehen, daß Produzent Marc Cherry, der ebenfalls schwul ist, die Nachbarn aus einem besonderen Grund in die Serie brachte -- er erzählte mir, er machte "ein eigenes politisches Statement, nämlich, sehen Sie, man kann schwule Nachbarn haben, sie können völlig in Ordnung sein, sie können sich zum Rest der Leute sehr gut einfügen, und es ändert nichts. Und Sie hoffen irgendwie, daß Sie den Weg bereiten, in den Köpfen der Menschen kleine Samen pflanzen, die irgendwann in den nächsten Jahren schwule Nachbarn haben werden, die sich in ihrer Straße ein Haus kaufen. Und für mich bedeutet das, die effektivste politische Botschaft heißt, daß sie nicht besonders aggressiv ist". Es ist nicht so, daß Toleranz für Schwule und Lesben eine schlechte Botschaft ist -- ganz im Gegenteil. Hollywood verfolgt mit der im Fernsehen überall allgegenwärtigen Homosexualität jedoch das Ziel, für jeden einen schwulen Freund und Nachbarn zu schaffen, so daß sie dann das wirksamste Argument für die schwule Ehe haben.

Das ist die Wirkung des Fernsehens, und im Standpunkt der Amerikaner zu Themen wie der schwulen Ehe ist es klar ersichtlich. Diese Woche zeigte eine Umfrage unter Amerikanern etwas absolut Atemberaubendes: volle 35 Prozent der Amerikaner glauben, daß mehr als jeder vierte Amerikaner schwul ist; eine Mehrheit von 52 Prozent denken, daß über 20 Prozent schwul sind; und volle 78 Prozent glauben, daß mindestens zehn Prozent der Amerikaner schwul sind. Die wirkliche Zahl: so etwa um zwei Prozent der Amerikaner sind schwul. Es gibt nur einen Platz im amerikanischen Leben, an dem die Zahl mit dem einen Viertel oder dem einen fünftel absolut korrekt ist: im Fernsehen, wo schwule Charaktere nahezu jede Sendung durchdringen. Je jünger die Amerikaner sind, umso eher glauben sie, daß es eine erhöhte Population von Schwulen gibt; je ärmer und ungebildeter sie sind, umso eher glauben sie den schiefen Statistiken. Nicht zufällig sind die größten Fernsehkonsumenten jung, arm und ungebildet.

Es gibt einen Grund, warum die Amerikaner angefangen haben, die gleichgeschlechtliche Ehe als vollendete schicksalhafte Tatsache zu akzeptieren -- und warum sogar viele Konservative die Verteidigung der traditionellen Ehe aufgeben. Die Unterhaltung, die wir konsumieren, hat uns gelehrt, daß gegen die gleichgeschlechtliche Ehe zu sein bedeutet, ein Fanatiker zu sein -- den Charakter Will aus Will & Grace (2001-05 auf ProSieben) zu hassen, oder Kurt aus Glee.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie liberale Linke die Popkultur geprägt haben. Doch das gleiche passiert bei der Adoption von Kindern durch Schwule, bei unverheirateten Müttern und fehlenden Vätern, oder der Irrelevanz von Vätern generell, beim Thema Waffengesetze, bei der Einwanderung, beim Thema Kindersexualität, beim Thema Umweltschutz, und beim Thema Religion. Sie vertreten immer die Freiheit, und sie nutzen unsere eigenen Emotionen aus, um uns zu manipulieren. Konservative beanspruchen inzwischen die moralische Überlegenheit, indem sie sagen, daß wir der "Vernunft" folgen, während unsere Gegner dem "Gefühl" folgen. Wir verlieren trotzdem, auch wenn wir Recht haben. Fakt ist, daß die meisten Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen, emotional "begründet" sind: heiraten, Kinder kriegen, den Arbeitsplatz wechseln, umziehen, sogar ein Haus zu kaufen. Wir werden von Gefühlen regiert. Und das Fernsehen manipuliert diese Gefühle. Solange wir uns in diese Form der Kommunikation nicht einmischen, werden wir den politischen Kampf auch weiterhin verlieren, egal wie konservativ wir wählen.

Ben Shapiro ist Rechtsanwalt und Schriftsteller und ein vom Bildverarbeitungsunternehmer Dr. Robert J. Shillman geförderter Journalist am David Horowitz Freedom Center sowie Autor des Buches Primetime Propaganda: The True Hollywood Story of How the Left Took Over Your TV.
Hier finden Sie den Originalartikel, Of Television and Same Sex Marriage.