Donnerstag, 15. Dezember 2011

Occupy Wall Street: Unsere schlechten Schulen sind schuld

Bruce Thornton über das Wissensniveau der OWS-Demonstranten.

Termini technici
median real income: medianes Realeinkommen
median incomes: Medianeinkommen
entitlement costs: Sozialansprüche

(Anmerkungen in Klammern)


Nachdem ich 30 Jahre an einer staatlichen Universität lehrte, bin ich über die Unwissenheit der Occupy Wall Street Demonstranten nicht überrascht. Vom Kindergarten bis zur Universität haben es unsere Schulen seit Jahrzehnten aufgegeben, das Denkvermögen zu schulen und grundlegende Fakten zu vermitteln, und beides durch liberale linke Weisheiten und abgestandene Mythologien ersetzt, während die ganze Zeit darauf geachtet wurde, das Selbstwertgefühl der Studenten aufzublasen.

Dieser Mangel an kritischem Verstand sowie die Ahnungslosigkeit über einfache Fakten bilden das Hauptthema der Proteste: daß die Reichen "1%" das System ausgetrickst haben, um sich auf Kosten aller anderen zu bereichern -- eine Analyse mit dem Geruch von Dagobert Duck Cartoons oder Mr. Potter aus "Ist das Leben nicht schön?" von Frank Capra. Doch die OWS-Karikaturen haben erschreckend wenig Informationen, wie eine globale, freie Marktwirtschaft funktioniert. Zum Beispiel fluchen die Demonstranten über wachsende "Einkommensungleichheit", doch sie vergessen, daß diese Reichtumsexpansion der Kohorte der Spitzenverdiener mit einem höher und höher werdenden Zahlungsanteil an der gesamte Steuerlast einhergeht, so daß heute fast die Hälfte der "Steueranmelder" nichts zahlt. Außerdem berücksichtigen sie nicht die Einkommensmobilität: von 1999-2007 hatte sich über die Hälfte der Haushalte im untersten Quintil (Fünftel) auf der Einkommensleiter nach oben bewegt, während sich fast die Hälfte der Haushalte im oberen Quintil (Fünftel) nach unten bewegt hatte.

Was die gierigen "Millionäre" betrifft, die sich weigern, ihren "gerechten Anteil" zu zahlen, so war die Hälfte in dem gleichen Zeitraum nur einmal Millionär, und nur 6 Prozent über die gesamten neun Jahre. Laut Finanzministerium blieben vom Top-Hundertstel der 1 Prozent von 1996 -- die Gruppe, die (das kommunistische investigative Magazin) Mother Jones für ihren in den letzten 30 Jahren zunehmenden Reichtum verteufelt -- im Jahr 2005 nur 25 Prozent in dieser Gruppe, und das mediane Realeinkommen dieser Steuerzahler nahm in diesem Zeitraum ab. Das Finanzministerium schreibt: "Die Medianeinkommen aller Steuerzahler stiegen um 24 Prozent, bereinigt um die Inflationsrate. In diesem Zeitraum [1996-2005] stiegen die Realeinkommen von zwei Dritteln aller Steuerpflichtigen. Des weiteren stiegen die Medianeinkommen der ursprünglich unteren Einkommensgruppen stärker als die mittleren Einkommen der ursprünglich höheren Einkommensgruppen." Es ist unbestreitbar, daß wegen der Rezession die Dinge für viele schlechter geworden sind, doch es gibt reichlich Menschen jenseits der "1%" und Wall Street Schurken, die daran schuld sind, von den staatlich bediensteten Betreibern von Fannie Mae und Freddie Mac (die Kredite ausgeben, die sie nicht zurückbekommen), bis zu den Hauskäufern, die bei der Beantragung einer Hypothek lügen (und Kredite aufnehmen, die sie nicht zurückzahlen).

Diese Besessenheit mit gleichen Einkommen, reflektiert außerdem eine tiefe Unkenntnis vom revolutionären Genie des Kapitalismus. Für die Demonstranten ist die Tatsache, daß Spitzenverdiener ihre Einkünfte stärker wachsen ließen als andere, der anscheinende Beweis einer kapitalistischen Intrige. Sie scheinen zu glauben, daß ein Steve Jobs oder Bill Gates eine Zillion Dollar hat, weil sie irgendwie Geld entwendeten, das in einer gerechten Welt andere Menschen gehabt hätten. In Wirklichkeit haben Microsoft und Apple Hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen und andere reicher gemacht -- zur gleichen Zeit, als sich die Konzerne selbst reicher machten. Das ist, wie Kapitalismus funktioniert: er schafft Reichtum, der in der Tat den Wenigen spektakuläre Vorteile verschafft, doch das erhöht durch die Schaffung von Arbeitsplätzen auch den Lebensstandard der Vielen. Noch wichtiger ist, daß es ein dynamisches, offenes System ist, eines, das Chancen für die Fleißigen und Geschickten schafft. Und es wurde so überaus erfolgreich, daß junge Menschen, die in der Vergangenheit mit 16 zu arbeiten angefangen hätten, heute an Hochschulen und Universitäten mehrere Jahre einer ausgedehnten Adoleszenz verbringen, wo sie sich mittellose Abschlüsse in Fächern wie Mittelalterliche Französische Lyrik oder Postkoloniale Literatur verdienen können, um dann durch Lower Manhattan zu bummeln und gegen das böse System zu protestieren, das sie vor der Fron der Land- oder Fabrikarbeit gerettet hat, und ihnen nahrhaftes Essen, gesunde Körper, gerade weiße Zähne und Spielereien wie X-Boxen und iPads gegeben hat.

Doch für die therapeutische Sensibilität und das von den Schulen gepflegte Anspruchsdenken ist diese erfolgreiche Verbreitung von Reichtum an eine historisch beispiellose Zahl von Menschen nicht so wichtig wie das Versagen des Systems, sich an utopischen Standards zu messen und jeden gleich zu reich zu machen, egal wie wenig Tugend oder Talent er besitzt. Die "schöpferische Zerstörung" des Kapitalismus -- der nicht jedem Reichtum und Erfolg verspricht, sondern die Gelegenheit, durch seine Talente und Tugenden nach Erfolg und Reichtum zu streben -- ist eine Ungerechtigkeit, die durch den Staat bestraft werden muß. Laut einer Umfrage des Demokratischen Meinungsforschers Douglas Schoen glauben daher 65% der Demonstranten in Manhattan, die "Regierung hat eine moralische Verantwortung, allen Bürgern eine bezahlbare Gesundheitsversorgung, eine Hochschul-Ausbildung, und einen gesicherten Ruhestand zu garantieren -- unabhängig von den Kosten". Natürlich ist das genau die Haltung, die die drohende Wirtschaftskrise schuf, angeheizt durch unkontrollierte Sozialansprüche, die sich bis 2050 verdoppeln und jeden Dollar der bundesstaatlichen Steuereinnahmen konsumieren werden, wenn sie nicht gezügelt werden. Die Demonstranten ignorieren außerdem, daß die Bundesregierung bei der Schaffung der Immobilienkrise auch eine Rolle spielte, indem sie die Banken nötigte und in die Lage versetzte, schwammige Hypotheken auszustellen. Nicht zu vergessen die Rolle der Fed beim inflationieren der Hochschul-Blase über bundesstaatliche Subventionen, was die Studiengebühren alle neun Jahre verdoppelt hat und so viele von den Demonstranten mit der "Ungerechtigkeit" von Studienkrediten beutelte, die seit 1999 um 511% zugenommen haben, und nun 1.000.000.000.000 Dollar betragen.

In dem Wunsch der Demonstranten, der Bundesregierung noch mehr Macht zu geben, sehen wir, wie die Unkenntnis der Geschichte einen solchen wahnhaften Utopismus ermöglicht. Um die Idee des radikalen Egalitarismus voranzubringen, ist eine Einkommensumverteilung notwendig, die diesen Forderungen zugrunde liegt, und das ist ein Gedanke, dessen resultierende Tyrannei und blutiges Scheitern auf jeder Seite der Geschichte dokumentiert ist, von der Französischen Revolution bis zu den Gulags der Sowjetunion. Aber woher sollten die Demonstranten diese Geschichte kennen? Was in den meisten Schulen heute als Geschichte durchgeht, ist ein Melodram westlicher Bosheit gegen die unterdrückten "Anderen", begleitet von Gute-Laune-Romanen über die Leistungen der marginalisierten Minderheiten. Es erinnert mich an Jane Austens satirische "Geschichte von England", in der sie ihr Ziel beschreibt, "meine schlechte Laune auszulassen und meinen Haß all jenen Menschen zu zeigen, deren Parteien und Prinzipien nicht den meinen entsprechen, und keine Informationen zu geben". Das Ergebnis ist die Sensibilität, die wir bei vielen von denen sehen, die im Zuccotti Park in Manhattan zelten: eine Vorliebe für altersschwache Ideen, die auf unreife und unentwickelte Gemüter, die von einem Anspruchsgefühl und der arroganten Zusicherung ihrer eigenen Gerechtigkeit durchdrungen sind, verführerisch wirken.
Hier finden Sie den Originalartikel, Blame Our Failing Schools for Occupy Wall Street.