Mittwoch, 1. Februar 2012

Hollywood: Pädophilie erregt Aufmerksamkeit

Dawn C. Chimielewski über Kindesmißbrauch in Hollywood.

(Anmerkungen in Klammern)


In seinem Tagebuch beschrieb sich Jason Michael Handy einmal als ein "Pädophiler, voll ausgewachsen".

Handy schoß mehr als 1.000 Fotos von Mädchen an der Grundschule auf der gegenüberliegenden Straßenseite von seinem Haus, laut Unterlagen des Gerichts benutzte er dazu eine Kamera mit einem Teleobjektiv. Er meldete sich freiwillig bei einer Kirche in Malibu, wo er mit 6-Jährigen arbeitete. (Liberale Linke werden weiterhin glauben, daß die Kirche durch die Bibel zu ihren Kinderschändern kommt.) Und als Produktionsassistent bei Nickelodeon, einem der prominentesten Produzenten von Kinderprogrammen, hatte er Zugang zu Kinderschauspielern am und außerhalb vom Set, und konnte Telefonnummern und E-Mail-Adressen mit ihnen auszutauschen.

Er nutzte die Hoffnungen von mindestens zwei Mädchen aus, die von Karrieren im Fernsehen träumten, um sie sexuell auszubeuten (to sexually exploit them).

Handy wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er im Jahr 2004 darauf verzichtete, den Tatvorwurf zu zwei Verbrechen zu bestreiten, zum einen unzüchtige Handlungen an einem Kind und zum anderen das Verteilen von sexuell explizitem Material per E-Mail, sowie ein minderes Delikt, das mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Verbindung steht. Seine Verhaftung und strafrechtliche Verfolgung erhielt zu jener Zeit in den Medien kaum Aufmerksamkeit, sorgt jetzt jedoch für neues Interesse, nachdem jüngst ein Talent-Manager wegen Mißbrauchsvorwürfen festgenommen wurde, und nachdem die Los Angeles Times berichtete, daß ein registrierter Sexualstraftäter mit Kindern als Casting-Beauftragter arbeitete. (Der Apres-Film-Medien-Fanclub, der Roman Polanski verteidigte, indem er die prüden Amerikaner verurteilte, interessiert sich für das Thema?)

Der Fall Handy, der für Nickelodeon mit ein Grund war, den Leumund aller Mitarbeiter schärfer zu überprüfen, zählt zu mindestens einem Dutzend Fällen von Kindesmißbrauch und Kinderpornografie, die seit 2000 strafrechtlich verfolgt werden -- involviert sind laut Gerichtsakten und veröffentlichten Niederschriften Schauspieler, Manager, Produktions-Assistenten und andere Mitarbeiter der Branche.

Laut Anwälten und Fachleuten, die mit Mißbrauchsopfern arbeiten, nutzen die Täter bei ihrer Jagd nach aufstrebenden Schauspielern oder Models die glitzernden Verlockungen von Hollywood.

Sie behaupten, daß das Problem weiter verbreitet ist, als die Branche bereit ist, einzuräumen, und fordern strengere Gesetze und bessere Überprüfungen von denen, die Kinder vertreten oder mit Kindern arbeiten.

"Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen, wie z.B. Little League (die Baseball- und Softball-Ligen für Kinder und Jugendliche veranstaltet), Pfadfinderorganisationen, Kindertagesstätten und Schulfreiwilligenorganisationen, wo die Abnahme von Fingerabdrücken für Erwachsene, die unbeaufsichtigten Zugang zu Kindern haben, Pflicht ist, gibt es keine solche Standards in der Unterhaltungsbranche nicht", sagte Paula Dorn, Mitgründerin der 'Stiftung BizParentz' ('BizParentz Foundation'), eine gemeinnützige Organisation für Familien von Kinderschauspielern.

Der jüngste Fall betrifft Martin Weiss, ein langjähriger Talent-Manager, der sich auf die Vertretung von Kinderschauspielern spezialisierte. Er wurde am 29 November (2011) verhaftet und wegen acht Straftaten angeklagt, die aus seinem mutmaßlichen Mißbrauch eines Knaben herrühren, der ihn zur Planung seiner Musikerkarriere aufsuchte. Er wird gegen eine Kaution in Höhe von 800.000 Dollar festgehalten.

Die Verhaftung von Weiss erfolgte innerhalb weniger Wochen nach einem Bericht, daß ein Mann, der vor 15 Jahren wegen Kindesmißbrauch und Entführung verurteilt wurde, beim Casting junger Schauspieler für große Hollywood-Filme half -- unter einem anderen Namen als dem, mit dem er in der Sexualstraftäterliste geführt wird. Jason James Murphy, 35, drohen Klagen wegen dem zu Versäumnis, die Änderung seines Namens und seiner Adresse den Behörden mitzuteilen.

Die jüngsten Verhaftungen hatten zur Folge, daß der Landtag von Kalifornien (California State Assembly) voraussichtlich in diesem Monat einen Gesetzesentwurf einführen wird, der erforderlich macht, daß bei Personen, die mit Schauspielern unter 16 Jahren arbeiten, eine Überprüfung der Zulassung erfolgt und ob eine kriminelle Vergangenheit bekannt ist. Registrierten Sexualstraftätern wäre es dann untersagt, als Kindermanager, Fotografen, Berufsberater oder Publizisten zu arbeiten. (Ich bin gespannt, wer als erstes Hexenjagd schreit.)

"Im Rahmen der bestehenden gelten für Talent-Agenturen Bestimmungen -- bei Casting-Agenturen (casting directors, managers) und Fotografen ist dies jedoch nicht der Fall", sagte Nora Campos, die Demokratische Abgeordnete für San Jose, die das Gesetz unterstützt. "Diese Lücke macht es Tätern sehr einfach, Zugang zu Kindern zu erhalten, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten."

Experten sagen, die Bekämpfung des Problems sei überfällig.

"Das ist als ob die katholische Kirche vorgeben würde, daß Priester in der Vergangenheit niemals Menschen mißbrauchten", sagte Dr. Daniel D. Broughton, ein Kinderarzt an der Mayo Clinic und Experte für Kindesmißbrauch. "Was mich überrascht, ist, warum es nicht sogar noch strenger und eher herauskam."

Einige Fälle sexuellen Mißbrauchs von Kindern erhielten erhebliche Aufmerksamkeit, wie derjenige des Oscar-prämierten Filmemachers Roman Polanski, der sich im Jahr 1977 schuldig bekannte, Sex mit einem 13-jährigen Mädchen gehabt zu haben, doch vor der Verurteilung nach Europa floh.

Bei einer Reihe von anderen Fällen handelt es sich um weniger bekannte Täter aus allen Ebenen der Branche -- vom Bühnenlehrer (set tutor) in Vancouver, Kanada, der bei fast 50 Filmen mitarbeitete und wegen sexuellen Übergriffen auf ein Kind verurteilt wurde bis zum Schauspieltrainer aus Georgia, der über das Internet ein 11-jähriges Mädchen kontaktierte und die aufstrebende Schauspielerin und ihren Bruder nach Los Angeles lockte, wo er das Mädchen mißbrauchte.

Andere Fälle illustrieren, wie Erwachsene, die für die jungen Schauspieler eine Gefahr darstellten, durch strengere Kontrollen hätten entdeckt werden können.

Laut veröffentlichten Niederschriften überwachte die Polizeibehörde von Los Angeles den Kindermanager Bob Villard schon vor 1987, als er einr von neun Angeklagten war, denen eine bundesstaatliche Grand Jury in New Jersey die Versendung von Kinderpornografie zur Last legte. Er wurde verurteilt, aber in der Berufung wurde die Anklage gegen ihn fallengelassen, weil die Staatsanwälte bei der Verhandlung die sexuell eindeutigen Bilder nicht vorlegen konnten.

Die Polizei teilte mit, daß Villard im Jahr 2001 wieder wegen Kinderpornografie angeklagt wurde, nachdem bei der Durchsuchung seiner Wohnung Tausende von Fotos von Knaben in knappen Badehosen in sexuell anzüglichen Stellungen entdeckt wurden. Er plädierte darauf, sich gegen das Vergehen nicht zu verteidigen und wurde zu drei Jahren Bewährung verurteilt.

Während dieser Zeit warb Villard aufdringlich für seine Arbeit mit angehenden jungen Schauspielern, von denen einige später große Hollywood-Stars werden sollten -- darunter Tobey Maguire, Leonardo DiCaprio und Danny Nucci. Villard prahlte auf der Internetseite eines Unternehmens, daß er als Manager "die Karrieren von Dutzenden von erfolgreichen Film- und Fernsehschauspielern leitete".

Im Jahr 2005 stand Villard wieder vor Gericht und plädierte dafür, sich nicht gegen das Verbrechen zu verteidigen, eine unzüchtige Handlung an einem Kind begangen zu haben. Das Opfer war ein 13-jähriger Knabe, der ihn als Schauspiellehrer aussuchte. Villard verbüßt eine achtjährige Haftstrafe.

"Solche Menschen sind Raubtiere, die auf kleine Kinder, die der nächste Justin Bieber sein wollen, Jagd machen -- und ihnen wird gesagt, 'Das passiert, in der Branche ist das alles normal'", sagte Katie Albracht, die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin von Los Angeles, die im Jahr 2005 den Fall Villard strafrechtlich verfolgte.

Ein weiterer Fall betraf Ezel Ethan Channel, ein registrierter Sexualstraftäter auf Bewährung, der im Jahr 2003 verurteilt wurde, als er beim Nickelodeon Animation Studio einen Job als befristeter Produktionsassistent bekam.

Laut Unterlagen des Gerichts hatte er fast sieben Monate gearbeitet, als er im Dezember 2005 wegen des Verdachts der Belästigung eines 14-jährigen Knaben festgenommen wurde.

Der Knabe sagte aus, Channel hätte sich mit ihm angefreundet, ihm Geschenke gekauft und ihn zum Six Flags Magic Mountain (Freizeitpark in der Nähe von Los Angeles) mitgenommen. Aber der größte Nervenkitzel waren die zahlreichen Besuche mit Channel im Studio, erzählte der Knabe dem Gericht.

Obwohl der Knabe Channel als "eine seltsame Person" beschrieb, sagte er, der Besuch im Studio war "sehr cool".

An einem Sonntag im November 2005 holte Channel den Knaben von zu Hause ab und brachte ihn unter dem Vorwand, ihm bei einem Schulprojekt zu helfen, ins Studio. Dort angekommen, verlangte Channel vom Knaben laut Zeugenaussagen, einen pornografischen Film zu sehen.

Der Knabe weigerte sich und bat, nach Hause zu gehen. Channel mißbrauchte ihn im geparkten Auto auf dem Nickelodeon-Gelände, sagte der Knabe dem Gericht.

"Er sagte mir, nichts zu erzählen -- niemals irgendjemandem irgendetwas zu sagen -- er würde verhaftet werden und ... eine Menge Ärger bekommen", sagte der Knabe während einer Vorverhandlung als Zeuge.

Eine Jury befand Channel im Jahr 2009 der geringfügigen Körperverletzung schuldig sowie des schweren Verbrechens, zu versuchen, dem Knaben jugendgefährdendes Material zu zeigen.

Er wurde wegen Körperverletzung zu sechs Monaten im Bezirksgefängnis von Los Angeles und für die Pornographie zu 16 Monaten im Staatsgefängnis verurteilt.

Die Verurteilung wegen des schweren Verbrechens wurde im Berufungsverfahren niedergeschlagen -- aus Mangel an Beweisen, daß Channels Filmangebot an den Knaben pornografisch gewesen wäre.

Recherche: Scott Wilson
Hier finden Sie den Originalartikel, Pedophile cases in Hollywood attracting attention.