Dienstag, 24. Januar 2012

Ex-Callboy-Liebhaber erzählt Lord Brownes wahre Geschichte

Dennis Rice ließ Jeff Chevalier plaudern.

Termini technici
rent boy: Callboy
male prostitute: Stricher

(Der dritte von vier Artikeln über den teuersten BP-Mitarbeiter seit ewig.)

(weitere Anmerkungen in Klammern)


Gebrochener Mann: Brownes Liebhaber Chevalier

Damals schien für Jeff Chevalier alles zu viel zu sein -- zu weit hergeholt. Aber hier war er, ein 25-jähriger einst mittelloser kanadischer Stricher, der jetzt mit dem Premierminister von Großbritannien beim Abendessen sitzt.

Und die beiden Männer halfen sich großzügig mit einer Flasche Rotwein für 3.000 Pfund.

Der Wein war Lord Browne von Madingleys persönliche Empfehlung -- der Chef von BP, British Petroleum, Großbritanniens höchstrangigster Geschäftsmann und Gastgeber besagter Dinner-Party.

"Tony Blair wußte nicht, was es war, aber er war total begeistert", erinnert sich Chevalier. "Es war ein 1983er Bordeaux."

Lord Browne hatte Chevalier über eine Begleitagentur zur Vermittlung von Callboys getroffen; aus dem Paar wurden Partner.

Der Großindustrielle hatte den jungen Kanadier in seiner 5 Millionen Pfund Wohnung in Chelsea untergebracht und zeigte ihm die beste Londoner Gesellschaft.

Das gemütliche Abendessen für Tony Blair im Sommer 2005 war eine Station inmitten eines scheinbar endlosen Karussells an Parties, Soirees, Mittag- und Abendessen, zu denen Chevalier von seinem 34 Jahre älteren Industiellenliebhaber gerufen wurde.

Er wurde geschäftlichen und politischen Kontakten, Diplomaten und Künstlern vorgestellt; es gab Urlaub in privaten Unterkünften in Barbados und Opernbesuche in Salzburg und Venedig -- neben Prinz und Prinzessin Michael von Kent in ihrer privaten Loge.

In Venedig würde Chevalier mit Elton John und Jude Law anstoßen.

Die Reisen würden routinemäßig im Privatjet stattfinden -- was der Geschäftsmann anscheinend als private Spielerei betrachtete.

In einem exklusiven Interview in The Mail on Sunday gibt Jeff Chevalier heute einen atemberaubenden Bericht über die Extravaganz des Lebens an der Spitze von BP.

Sein Zeugnis wird wichtige Fragen über Lord Brownes Vorliebe zur Prasserei aufwerfen -- zusammen mit seinem Eifer, Großzügigkeiten des Unternehmens an seinen jungen Liebhaber zu verschwenden, sowie der damit verbundene Zugriff zu privilegierten Informationen.

Ironischerweise sollten die beiden Männer für all ihre schlaflose Geselligkeit am Ende einen grausamen persönlichen Tribut zahlen. Der Druck, mit Lord Browne -- der 8-Millionen Pfund pro Jahr "lebt" (oder 21.918 Pfund pro Tag oder 913 Pfund pro Stunde) -- und seinen Freunden mitzuhalten, machten Chevalier fertig; er fühlte sich zunehmend überspannt und dem Ganzen nicht mehr gewachsen und stand schließlich am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Und dann fiel das Paar auseinander.

The Mail on Sunday wurde per Gerichtsbeschluß verboten, die Details über Lord Brownes Tischgespräche mit dem Premierminister offenzulegen.

Das ist schade, da die Begegnung ein bezeichnendes Licht auf die beiden Männer wirft -- und auf die Überlappungen zwischen ihren Geschäften und persönlichen Beziehungen. (So viel wollen wir gar nicht wissen.)

Beide sind in ihren Gebieten herausragend und nutzten sich gegenseitig zum Wohle ihrer jeweiligen Organisationen -- und zum Wohle von sich selbst.

Wir können jedoch sagen, daß Tony Blair über das Leben nach Downing Street nachdachte. Und Lord Browne hörte verständnisvoll zu und gab Anregungen.

Das Abendessen fand nur wenige Tage vor einem Flug von Tony Blair und seiner Frau Cherie nach Singapur statt, um eine letzte Gelegenheit für etwas Lobbyarbeit zu nutzen, damit die Olympischen Spiele 2012 in London stattfinden.

Cherie nahm nicht an der Mahlzeit teil. Eingeladen war jedoch Anji Hunter, die Tony Blairs ‘Gatekeeper’ (offiziell Director of Government Relations, also Öffentlichdrecksarbeit) wurde -- bevor sie aufhörte, um für Lord Browne bei BP zu arbeiten.

Jeff Chevalier erinnert sich: "Ich erinnere mich, daß ich wirklich nervös war, vor allem, weil am Vortag sechs Sicherheitsbeamte auftauchten, um die Wohnung zu fegen.

Am nächsten Abend kamen sie dann mit Tony Blair. Ich erinnere mich, daß sie mit Barry dem Butler in der Küche saßen, während wir alle beim Abendessen waren.

John war gewissenhaft, wann diese Mahlzeiten begannen und endeten -- in der Regel würden sie nicht länger als zwei oder zweieinhalb Stunden dauern, etwa wie eine Vorstandssitzung.

Wir schüttelten uns die Hände und wurden uns im Salon vorgestellt. Wir standen in einer Gruppe zu viert und unterhielten uns. Ich erinnere mich, daß ich Tony Blair ansah und dachte, daß er sein zusätzliches Gewicht wirklich gut verbirgt.

Er hat auch die Augen von jemandem, der nie schläft. Er wirkte auch größer als im Fernsehen, und die Überzeugung, mit der er über Dinge sprach, hatte etwas von einem religiösen Ton.

Sprach er zu mir, würde Tony mich beim Namen nennen und um meinetwillen bestimmte Dinge klären, die in Bezug auf Wirtschaft und Politik gesagt wurden, die ich nicht verstanden haben könnte.

Wurde das Geschäftliche zwischen Tony und John ein bißchen privater, sprach Anji mit mir, damit die beiden reden konnten. Er schüttelte mir zum Abschied die Hand und sagte, daß es nett war, mich zu treffen -- und sprach mich wieder mit meinem Namen an, was ich sehr schätzte."

Jeff Chevalier fand sich auf Blairs Weihnachtskartenliste -- der handschriftlich verfaßte Gruß ging 'an John und Jeff'.

Und so lange er am Hof des Industriellen mit dem Spitznamen Sonnenkönig beliebt blieb, war der Rest der europäischen Gesellschaft konstant begierig, sich mit Jeff Chevalier zu befreunden.

Als Zuhause diente dem jungen Chevalier Lord Brownes beeindruckende Londoner Wohnung, die eine ganze Etage eines Gebäudes in Cheyne Walk in Chelsea belegte.

Und wenn sich das Paar nicht in London amüsierte, gab das Mitglied des Hochadels für andere Freunde und Geschäftspartner Dinner-Partys im 3.000.000 Pfund Haus in Cambridge und in der Luxus-Wohnung in Venedig.

Jeff Chevaliers Freund erlaubte ihm, über seinen persönlichen Butler Barry und die Fahrer zu verfügen, und teilte als Mitglied des Hochadels auch seinen Privatjet.

Der Kanadier sagte: "Die Mitarbeiter und John sorgten dafür, daß ich mich in allen Wohnungen wohlfühle. Als mir ein Weinglas aus Bergkristall zerbrach, das über 2.000 Pfund gekostet hatte, brauchte ich mich deswegen nicht schlecht zu fühlen.

Da alles um mich herum so viel kostete, fühlte ich mich fehl am Platz, trotz aller Versicherungen, ich konnte nicht anders.

Ich erinnere mich, daß die Neugestaltung des Interieurs des Cambridge Hauses im Jahr 2004 in den USA im Architectural Digest erschien und Tim Gosling als Haupt-Designer angerechnet wurde, dem ehemaligen Assistenten von (David) Linley (dem Vorsitzenden des Auktionshauses Christie's)."

Den August würde man in Venedig verbringen: Lord Browne kaufte eine Wohnung in einem prächtigen Palast, der im Jahre 1475 auf dem Canal Grande erbaut wurde und nahm Elton Johns Architekt für die Ausstattung.

Wir besuchten die Eröffnung des Teatro La Fenice, das Opernhaus in Venedig, das im Jahre 1996 niederbrannte und mit einem Kostenaufwand von mehr als 1.000.000.000 Pfund wiedererrichtet wurde (laut FAZ 500 Millionen Euro und hier 85 Millionen Euro).

"Es waren zwölfhundert Gäste eingeladen und wir hatten erstklassige Plätze", sagt Jeff Chevalier. "Ich erinnere mich, daß Prinz und Prinzessin Michael von Kent darauf bestanden, daß John in ihre Loge kommt, um den zweiten Akt zu sehen."

Jeff Chevalier würde Prinzessin Michael mehrfach im Teatro La Fenice begegnen, obwohl sie nie so recht schlau wurde, wer der junge Kanadier tatsächlich war.

"Sie sagte zu mir, 'Sie müssen ein brillanter Pianist sein'", sagt er. "Ich sagte, ich wäre keiner und sie antwortete: 'Nun, was immer Sie tun, ich bin sicher, Sie sind brillant.'"

(Prinzessin Michael ist laut SPIEGEL Prinzessin Aufdringlich -- seltsam, daß der SPIEGEL die Klaviatur der Klatschpresse im Fall von echten Adligen auf Lichtgeschwindigkeit stellt, im Fall Browne aber auf stumm schaltete, nein, vielleicht doch nicht, vielleicht ist Prinzessin Aufdringlich bloß nicht heimlich homosexuell aufdringlich. Über Browne schreibt der SPIEGEL am 1. Mai 2007 vom "Ende einer bewunderten Karriere", am 2. Mai 2007 heißt es über den Online-Begleitservice "Eigentlich gibt es größere Peinlichkeiten" und am 27. August 2007 ist Browne im Manager-Magazin der SPIEGEL-Gruppe ein "unumstrittener Experte" -- ich finde Lord Ölschlamm oder Möchtegernschauspieler passender und frage mich, ob SPIEGEL-Journalisten, die ihre Partner für einen glücklichen Lebensabend online suchen, dazu StricherDeLuxe.de besuchen würden.)

Zur gleichen Zeit gab es Einführungen bei Romano Prodi, dem Ministerpräsident von Italien, und vielen anderen europäischen Honoratioren.

In Venedig würde das Paar im exklusiven Hotel Cipriani den Pool ansteuern.

Doch auch dies wurde zu einem weiteren Austragungsort für Netzwerkarbeit -- und Jeff Chevaliers Mehrdeutigkeit seiner Position begann, an ihm zu nagen.

"Es war anstrengend für mich, da ich an einem Pool nicht entspannen konnte, wo jeder jeden kannte und unsere Erholung ständig unterbrechen würde", erklärt der Kanadier.

"Lady McAlpine (die Ex des Ex-Schatzmeisters der Konservativen Partei Englands), David Furnish und (sein Lebenspartner) Elton John, US-Kongreßabgeordnete und Senatoren, die Führungskräfte von Konzernen, Jude Law und Sienna Miller und unzählige andere Honoratioren würden mit uns sprechen -- oder wir würden mit ihnen sprechen, in seltenen Fällen -- und aus diesen Nachmittagen am Pool würden Arbeitstagungen werden, wenn auch auf einer ungezwungenen Ebene. (Mehr wollen wir gar nicht wissen.)

Wegen der ständigen Störungen war es unmöglich, am Cipriani-Pool zu sitzen und die Gesellschaft von John zu genießen."

Mit Lord Browne zu reisen, bedeutete in der Regel, den Privatjet zu nehmen, da das Mitglied des Labour-Hochadels kein Fan von Pauschalreisen war. (Macht mit diesen zwei Punkten insgesamt hundert Punkte, warum ihn liberale Linke so lieben.)

Selbst wenn er von führenden Fluggesellschaften eine fünf-Sterne-Behandlung bekam, wachte Lord Browne ständig darüber, ob ein anderes hohes Tier mehr verwöhnt wurde als er.

Jeff Chevalier sagt: "John und ich würden auf British Airways Flügen gewöhnlich die Sitze 1A und 1B in der Club Class oder First Class bekommen.

Die Spezialkräfte der Fluggesellschaft würden uns von unserem Auto außerhalb Gatwick oder Heathrow eskortieren und per Überholspur zur First Lounge oder Emerald Lounge bringen.

Wir hätten dann die Möglichkeit, entweder zuerst oder zuletzt an Bord zu gehen und von den Spezialkräften persönlich begleitet zu werden.

Ungeachtet dessen waren Linienflüge für John immer noch eine Last. Wenn wir auf einem Flug von BA nicht 1A und 1B hatten, würde John wissen wollen, warum wir nicht die besten Plätze bekamen.

Oft würde auf 1A jemand sitzen, den er kannte, und er nahm es persönlich, daß der Sitz nicht ihm gegeben wurde.

Einmal hatten wir keine Ahnung, wer auf dem Sitz saß und John wollte wissen, wer es war. Er würde häufig im Voraus fragen, welche Plätze wir hätten und versuchen, sie zu ändern, wenn wir nicht die Pole Position hatten.

Nur einmal machte es ihm nichts aus -- als wir 2004 am zweiten Weihnachtstag (Boxing Day) nach Barbados flogen und Mick Jagger die 1A bekam. Das hatte er akzeptiert ..."

Obwohl Lord Brownes Promi-Status dem von Mick Jagger unterlegen war, scheint es, daß ihm gegenüber Hugh Grant und Jemima Khan der Vorrang eingeräumt wurde -- die auf dem gleichen Flug dahinter saßen. Was Hugh Grant betrifft, so scheint er in einer schlechten Stimmung gewesen zu sein.

"Bevor wir flogen waren in der BA-Lounge Mick und (seine Freundin) L'Wren Scott und seine Kinder; Hugh und Jemima ebenfalls.

Hugh hatte darauf bestanden, daß die Fernseher in der Lounge ausgeschaltet werden, weil ihn die Sportübertragungen nervten", erinnert sich Jeff Chevalier.

"Micks Sohn spielte mit seinen Geschwistern und Mick einige Zeit Uno (ein Kartenspiel, das Mau-Mau ähnelt). Mick forderte seinen Sohn dann auf, 'den Mann da drüben' (Hugh) zu bitten, mit ihm Uno zu spielen.

Hugh sah nicht gerade begeistert aus -- Jemima sah aus, als ob Hugh negativ reagiert hatte."

Als Lord Browne der Horror öffentlicher Verkehrsmittel zu viel wurde, fand er die Lösung, einen Privatjet zu leasen.

Jeff Chevalier sagte: "John setzte sich mit dem Kopf von NetJets Europe in Verbindung und fragte nach einem Probierangebot, der aus ein paar Freiflügen bestand.

Danach war er völlig davon begeistert und bestellte den NetJets-Service, und wir würden ihn für Reisen in Europa nutzen.

Das, was sich auf auf etwa 50 Stunden Reisen belief, kostete pro Jahr Hunderttausende von Pfund."

Das Paar besuchte jedes Jahr mit dem Investmentbanker John Studzinski und anderen Freunden die Salzburger Festspiele beim Festspielhaus in Salzburg.

'Studz' würde sie auch in eine Villa einladen, die er jedes Jahr zu Weihnachten und Neujahr auf Barbados mietete.

"Ich erinnere mich, daß Studz zum 50. Geburtstag eine rauschende Party unvorstellbaren Ausmaßes gab, die John und ich besuchten.

Studz buchte für die Gäste das gesamte Hotel Sacher und wir wurden mehrere Tage auf vielfältige Weise unterhalten", sagt Jeff Chevalier.

"Er ließ Maxim Vengerov, den besten und perfektesten Geiger der Welt, für uns zu Mittag und bei einem Gottesdienst spielen, eigens für diesen Anlaß wurden für Studz eine Widmung und eine Lobrede geschrieben.

Die letzte Nacht fand auf dem Schloß statt, wo The Sound Of Music gefilmt wurde; die Frauen trugen rote Kleider und Diademe und die Männer schwarze Krawatten. Danach fand das größte Feuerwerk statt, daß Österreich je gesehen hat -- alles auf Studz Kosten.

Gegen Ende des Abends trat für uns die Besetzung von Bombay Nights auf, und wir wurden zurück ins Hotel gefahren. Es war das größte Fest, das ich mir hätte vorstellen können." (Dieser Spaß am 19. März 2006 auf Schloß Leopoldskron pumpte 3.500.000 Pfund in die Volkswirtschaft -- hatten an diesem Tag alle Journalisten und Pressefotografen einen freien Tag, um ihre Überstunden abzubauen, oder was hinderte sie daran, über Multimillionäre zu berichten, die darauf warten, angeprangert und über Reichensteuer belehrt zu werden?)

Zurück in England waren Lord Browne und Jeff Chevalier auch Stammgäste am Royal Opera House in Covent Garden.

"John und ich würden entweder Parkettplätze (stall seats), die Inntendantenloge (Director's Box) oder die Königsloge (Royal Box) nehmen, je nachdem, wer unsere Gäste waren. Wir würden die Oper etwa 10 Mal pro Jahr besuchen und immer mit Gästen -- manchmal Geschäftspartner, manchmal Freunde. Doch John hat nur wenig Freunde, die keine geschäftliche Verbindung haben, so daß die Gespräche in Richtung BP, Geschäft oder Politik neigen würden.

Insgesamt würde John im Jahr rund 150 gesellschaftlich-geschäftliche (social-cum-business) Partys besuchen. In London und Cambridge würde er außerdem mindestens einmal im Monat für etwa 12-14 Personen Dinner-Partys veranstalten. Ab etwa 2003 würde er von mir erwarten, daß ich versuche, alle davon zu besuchen."

Soziale Kontakte könnten Hugh Grant und Jemima Khan (die Tochter des Milliardärs Sir James Goldsmith, die 1995 den pakistanischen Cricketspieler Imran Khan heiratete, zum Islam konvertierte, sich 2004 scheiden ließ und Hugh Grant techtelmechtelte -- außerdem eine von sechs Kautionsstellern für Julian Assange) an einem Abend sein, oder Ronald Lauder aus der Estee Lauder-Dynastie am nächsten, oder (der Talkshow-Politiker mit konservativen homosexuellen Erfahrungen in seiner Jugendzeit) Michael Portillo am folgenden. (Für den Guardian ein ernstes genetisches Problem: "Many wed after gay flings. They usually relapse")

Ein Gast zu Mittag und Abend war Peter Mandelson, ein ehemaliges Kabinettsmitglied und jetzt ein EU-Handelskommissar (bis 2008). Zum Abendessen erschien er mit seinem langjährigen Partner, dem Brasilianer Reinaldo da Silva (zu dem er sich im Jahr 2000 bekannte -- der basisdemokratische Informationsdachverband Wikipedia scheint sehr darauf bedacht zu sein, Homosexualität unter dem Punkt "Privates" öffentlich zu machen).

Jeff Chevalier erinnert sich: "Es waren nur wir vier, und ich erinnere mich an den Moment als, ich ihnen begegnete und dachte, was für ein ungleiches Paar sie wären. Peter war sehr glatt und charmant und schien an jedem von Johns Worten zu hängen."

Die Non-Stop-Geselligkeit war Teil der Unternehmenskultur, die Lord Browne bei BP einträufelte. (Jetzt ist klar, warum die Benzinpreise fielen, nachdem Lord Browne weg war.) Und es schien, daß sich das Mitglied des Hochadels nicht scheute, das Prestige von BP zu nutzen, um selbst privilegiert behandelt zu werden.

Jeff Chevalier sagt: "John würde auch oft Einladungen zu privaten Führungen durch Museen buchen oder erhalten, wenn sie für das Publikum geschlossen waren. Wir erhielten im April 2005 eine Führung durch den Louvre, nur wir drei, John, der Führer und ich. Wir hatten zuvor private Führungen im British Museum, im Museum Tate Britain und im Victoria and Albert Museum, doch dies war die unglaublichste Erfahrung.

Die meisten Museen interessierten sich für Spenden von BP und waren mehr als froh, Johns Anfragen für private Führungen durch neue Ausstellungen Rechnung zu tragen."

Als sie den Louvre verließen, sagte Lord Browne, daß BP nicht die Absicht hätte, dem Museum irgendeine Spende zu zukommen zu lassen -- er hatte einfach eine private Führung ohne die Menschenmassen gewollt.

Jeff Chevalier erinnert sich: "Das Abendessen würde zu Hause oft mehr kosten, als in ein gutes Restaurant zu gehen. Wir bevorzugten beide ruhige Mahlzeiten zu Hause."

"Wir würden in der Regel mit einem guten Jahrgang Puligny-Montrachet oder Chassagne-Montrachet starten und dann mit einem anständigen roten fortfahren, meistens einem italienischen.

Zu meinem Geburtstag John würde in der Regel versuchen, einen guten Jahrgang 1979 zu finden -- mein Geburtsjahr. Außerdem raucht John vier Mal am Tag Epicure No 2 zu einem Preis von je 20 Pfund."

Laut Jeff Chevalier sah Lord Browne seine Freundschaften auch nach dem Grundsatz des beiderseitigen Nutzens, durch die er geschäftlich profitieren könnte. Dies verstärkte das Gefühl, daß sein Liebhaber -- und damit auch er -- nie wirklich außer Dienst waren.

"Zu den meisten von Johns Freunden gibt es auf die eine oder andere Art und Weise eine geschäftliche Verbindung", sagt er.

"Als Kind eines BP-Arbeiters geboren zu sein und dann nach dem Cambridge-Abschluß zu BP zu gehen, macht dies verständlich. Doch es hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, daß fast jeder, den er als Freund betrachtet, auf die eine oder andere Art und Weise von ihm profitiert.

Ob Mitarbeiter, Geschäftspartner wie zum Beispiel Martin Sorrell (von der Werbebude Saatchi & Saatchi), oder Kunsthändler oder Museumsleiter, diese Leute waren nicht genau in der Position eines vertrauenswürdigen Freundes. Ich lernte, einigen seiner Kollegen und Mitarbeiter zu vertrauen, aber es viel mir schwer, zu verstehen, wer seine wahren Freunde waren."

Und Jeff Chevalier bemerkte unter den Superreichen auch eine gewisse Bissigkeit.

"John und ich würden (Regisseur) Michael Winner bei vielen Gelegenheiten sehen, aber nie mit ihm sprechen", sagt er.

"Er war auf jeden Fall laut. Ob auf Barbados, im Hotel Cipriani, oder in einem Restaurant in London, wir würden oft erleben, daß der Klang seiner Stimme unsere Stimmung ruinieren sollte, an welchem Ort wir auch waren.

In Venedig verbrachte er viel Zeit damit, seiner Sekretärin über sein Handy Anweisungen und Notizen zu diktieren und wie ein gestrandeter Wal am Pool zu liegen."

(Hilfreicher dürfte diese Aussage von Sir Ian McKellen sein: "Michael Winner considered me for a film in 1966 and asked if I was gay.")

Ein Erlebnis war auch Conrad Black, der frühere Zeitungs-Inhaber (der basisdemokratische Informationsdachverband Wikipedia schreibt, er "beherrschte die Printmedien Kanadas"), der jetzt wegen angeblicher Veruntreuung (von 84 Millionen Dollar) in Amerika vor Gericht gestellt wird (am 10. Dezember 2007 wurde er zu 6½ Jahren Haft und einer Geldstrafe in mittlerer einstelliger Millionenhöhe verurteilt), und den Jeff Chevalier auf einer Party von (Investment-Unternehmer) Sir Ronald Cohen getroffen hatte, dem Chef von Apax Partners und ein Berater von Gordon Brown.

Jeff Chevalier sagt: "John und ich wurden Conrad Black und seiner Frau Barbara Amiel auf Ronnie Cohens 60. Geburtstag im Süden von Frankreich vorgestellt. Von jedem kam der Klatsch: 'Was hat Black hier zu suchen?'

Er und Barbara kamen offensichtlich als Gäste eines Eingeladenen und standen nicht auf der Gästeliste. Alle sprachen hinter seinem Rücken über ihn und nahmen an, daß Ronnie ihn eingeladen hätte.

John sprach etwa 15 Minuten mit ihm, hatte aber kaum eine Chance, zu Wort zu kommen.

Conrad redete über seiner Unschuld -- wie eine kaputte Schallplatte. Studz, Lord Howard und einige andere übermittelten die gleiche Information -- alles, was Conrad diskutieren würde, wäre seine 'Unschuld'.

Gegen Ende des Gesprächs krallte sich Barbara in Conrads Bein. Sie war offensichtlich nicht daran interessiert, daß Conrad mit John spricht.

Wir verabschiedeten uns und verließen ihren Tisch. Sie waren auf der Party das Gespräch und eindeutig niemand auf der Veranstaltung -- ihrer vermeintlichen Freunde -- zog einen Moment lang in Erwägung, daß der Mann, im Zusammenhang mit dem, was ihm vorgeworfen wird, unschuldig sein könnte.

Alle lachten über ihn und machten hinter seinem Rücken abfällige Bemerkungen. Es war amüsant, zu sehen, daß Conrads Standesgenossen hinter seinem Rücken erzählten, daß sie ihm nicht glaubten."

(Könnte der Grund dafür, daß Conrad Black so zum Lachen ist, vielleicht eher sein, daß Conrad Black ein konservativer katholischer Ex-Jude ist, der "gave political correctness a needed kick in the reproductive organs"? Zitiert aus dem Artikel "Scramble the PR Jets! Just How Did That Anti-Gay Ad Wind Up in the National Post?")

Schließlich aber wurde der Druck, auf diesen geschäftlich-gesellschaftlichen Treffen der Partner zu sein, für Jeff Chevalier zu viel.

Er sagt: "Ich war offen für einen Lebensstil, den sich die Menschen nur vorstellen können. Es war alles neu für mich und in den ersten Jahren ein Novum. Aber nach einer Weile wurde es fast unerträglich.

Milliardäre erinnerten sich an mich, aber ich konnte mich nicht an sie erinnern. Daraus, sich an diese Honoratioren, die mich kannten, nicht erinnern zu können, entwickelte sich Angst.

Letztendlich erlebte ich Panikattacken bei dem Gedanken, nicht zu wissen, mit wem ich sprach. John konnte nicht verstehen, warum seine Welt für mich so schwierig war.

Und ich konnte ihm die Angst auf all den Festen, Abendessen und Opernabenden auch nicht mitteilen.

John hat mich mit all seinen Bekannten vorgestellt: Freunden, Kollegen, Milliardären, Stars und dergleichen. Um das Jahr 2004 geriet ich vor, während und nach jeder Veranstaltung in Panik, weil die Leute, die ich traf, so zahlreich und bemerkenswert waren.

Ich verlor die Fähigkeit, als John Brownes Partner zu funktionieren. Er verstand meine Ängste nicht und ich war nicht in der Lage, seine Belange zu verstehen. Wir waren Welten voneinander entfernt, und das wurde uns beiden klar.

Lord und Lady so und so, der Milliardär und seine Frau, der Premierminister und Anji, der Geschäftsführer von Vodafone oder von welchem Unternehmen auch immer ... es wurde bald zu viel für mich, als daß ich es mir hätte merken können.

Mein Gedächtnis ist sehr gut, aber wenn sich Leute wie Ronnie Cohen oder Lord Howard daran erinnerten, mich getroffen zu haben, aber ich mich nicht daran erinnern konnte, sie getroffen zu haben, litt ich unter extremen sozialen Ängsten. Ich konnte mir all die 'wichtigen' Leute nicht merken, und das erzeugte bei mir ein Minderwertigkeitsgefühl."

Lord Browne schien seinen jungen Liebhaber von Anfang an gekauft zu haben und weiterhin zu glauben, daß er ihn besitzt. Die Vorzüge waren gewaltig -- aber Chevalier fühlte sich gefangen.

Seine Kleider wurden für ihn ausgesucht. Selbst die Gästeliste für seine Geburtstagsfeiern wurden von Lord Browne und seinen Mitarbeiter bestimmt.

"Praktisch jeder Aspekt meines Lebens wurde von anderen Menschen verwaltet", sagt er jetzt.

"Ich war nicht in der Lage, aus vielen Aufgaben auszusteigen und mir wurde gesagt, ich hätte einfach zu funktionieren. Als ich im Jahr 2005 anfing, zu versuchen, ein Machtwort zu sprechen, an welchen Aufgaben ich teilhabe und an welchen nicht, fühlte ich mich wie eine Marionette -- es war vergeblich."

Obwohl Jeff Chevalier versuchte, den Zustand behandeln zu lassen, schien nichts zu funktioneren und Lord Browne verlor schließlich die Geduld über die Weigerung seines Freundes, die Parties wegen seiner Erkrankung zu besuchen.

Das Mitglied des Hochadels beendete die Beziehung im vergangenen Jahr -- und schnitt Chevalier praktisch ab, ohne ihm einen Pfennig zu lassen.
Hier finden Sie den Originalartikel, The TRUE story about Lord Browne - by ex-rent boy lover.