Dienstag, 17. Januar 2012

Die Sterilisation der linken Eugenik

Daniel Flynn über ein unbekanntes Stück Eugenik-Geschichte.

(Anmerkungen in Klammern)


Am Dienstag bot North Carolina den Opfern der fast ein halbes Jahrhundert andauernden Zwangssterilisation Reparationen an. Über die Hälfte der Bundesstaaten kodifizierten während des zwanzigsten Jahrhunderts mit unterschiedlich großem Eifer Eugenik-Programme, nachdem Indiana im Jahre 1907 den Anfang machte. North Carolina ist bisher jedoch der einzige Bundesstaat, der anbietet, die Opfer zu entschädigen.

"Wir versuchen die Durchsetzung finanzieller Entschädigungen und anderer Leistungen, die sinnvolle Hilfe leisten können", erklärte Dr. Laura Gerald, Vorsitzende der staatlichen Arbeitsgruppe Eugenik (Eugenics Task Force). "Entschädigungen dienen auch einer gemeinsamen Zielsetzung des Staates und senden die klare Botschaft, daß wir in North Carolina für unsere Fehler zahlen und daß wir keine Bürokratien tolerieren, die die grundlegenden Menschenrechte mit Füßen treten."

Doch der Staat tolerierte, daß zwischen 1929 und 1974 "grundlegende Menschenrechte" im Namen des Fortschritts mit Füßen getreten wurden. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe haben die Bestätigung des Gouverneurs Bev Perdue und warten auf die Verabschiedung durch die Legislative, die, wie es scheint, breit und parteiübergreifend unterstützt wird.

Die Presse des Teerstaates (The Tarheel State's press -- tarheel steht dafür, daß im Norden früher aus Sumpfkiefern Teer gewonnen wurde) hat maßgeblich dazu beigetragen, jahrzehntelange rechtliche und bürokratische Vergehen aufzudecken. Die Rolle ihrer journalistischen Vorfahren im Propagandieren der Eugenik hat ihre Neugier bisher kaum geweckt. Der Leitartikel-Redakteur des Durham Morning Herald war zum Beispiel in den 1960er Jahren noch ein Mitglied der "Liga für die Humane Besserstellung" ("Human Betterment League"). Die gleichen Zeitungen Charlotte Observer, Winston Salem Journal, und Raleigh News and Observer, die über die eugenische Vergangenheit des Bundesstaates schimpfen, spielten auch eine Rolle dabei, diese Vergangenheit zu schaffen.

Joseph L. Morrison, ein langjähriger Professor am Fachbereich Journalismus der University of North Carolina, verteidigte die staatlichen Eugenik-Gesetze noch 1965. "Wenn die Zwangssterilisation von unverheirateten Müttern in zwei aufeinander folgenden Generalversammlungen North Carolinas -- dem angeblich fortschrittlichsten südlichen Bundesstaat -- ernsthaft diskutiert werden kann, dann ist es gut, die Kräfte zu untersuchen, die solchen Vorschlägen mit Strafcharakter zugrundeliegen", schrieb er in der Social Service Review. "Was könnte den Gesetzgeber veranlaßt haben, zu denken, die aufgeklärten eugenischen Sterilisierungsgesetze ihres Bundesstaates sollten für einen rachsüchtigen Zweck geändert werden?" Doch das Gesetz war nicht besonders "aufgeklärt", so sehr es den Alternativen vorzuziehen war. Morrison kritisierte die rassistische Absicht der vorgeschlagenen Gesetze und übersah die rassistische Wirkung des bestehenden Gesetzes.

Der verstorbene Tom Wicker, lange Zeit ein politischer Reporter und Kolumnist für die New York Times, begann seine journalistische Laufbahn als Propagandist für North Carolinas Ministerium für Soziales. "Ich schrieb Pressemitteilungen und hoffte das Beste. In meinem Kopf machte ich keinen Unterschied zwischen dem Eugenik-Programm und der Versorgung der Hungrigen," erklärte Wicker dem Winston Salem Journal. "Im Nachhinein fühle ich mich sehr schlecht." Wicker, der im vergangenen Jahr mit 85 starb, sprach mit dem Journal im Jahr 2002. Was er als "Pressemitteilungen" bezeichnet, endete als Abdruck in den Zeitungen des Bundesstaates. "Wir [Journalisten] waren alle irgendwie überzeugt, daß das, was unsere Regierung tat, richtig war, daß sie dich nicht belügen würde." (Dies würde den seltsamen "Stil" des viel unkritischeren europäischen Journalismus erklären -- falls auch Sie manchmal den Eindruck haben, Pressemitteilungen zu lesen, die als Journalismus verpackt werden.)

North Carolinas bekanntester journalistischer Name war auch der Name, der am stärksten am Kreuzzug zur Verstümmelung der Fortpflanzungsorgane von "Minderwertigen" beteiligt war. Wallace Kuralt, bekannt geworden durch seinen Sohn Charles, Journalist bei CBS, bevor er posthum durch den Sterilisations-Skandal berüchtigt wurde, diente in dem County von North Carolina als Direktor für Soziales, der die Eugenik-Gesetz am eifrigsten durchsetzte. "Ich nehme an", prahlte er über Mecklenburg (von North Carolinas 100 Countys ist Mecklenburg der bevölkerungsreichste), "keine vergleichbare Bevölkerung auf der Welt hat jemals mehr eugenische Sterilisationen erhalten". Ein Arzt, ein Mitarbeiter, und eine Tochter betonten gegenüber dem Charlotte Observer seine liberale linke Reputation. "Er war ein Held für die reproduktiven Rechte der Frauen." (Vorsicht Neusprech -- "reproductive rights" ist wie "pro choice" ein eingetragenes Warenzeichen der aufgeklärt erleuchteten Abtreibungslobby, und seitdem es diese erleuchtete Aufklärung gibt, werden Mißstände wie ungewollte Schwangerschaften nicht weniger, sondern mehr, obwohl jeder schon im Kindergarten lernt, was passiert wenn bei Karnickeln die Hose fällt.) "Für für die damalige Zeit war er eine zukunftsorientierte Person, vor allem im Sozialwesen." "Natürlich war er über die Unterprivilegierten besorgt." Sie reden, als ob Kuralts Fortschrittlichkeit etwas Verbotenes mildern würde.

Die Befürworter der Sterilisation vertraten die Wissenschaft und die Zukunft. Die Gegner vertraten das Reaktionäre gegen die Vernunft. Die Unterstützung der Eugenik läßt einen blinden Glauben an die Wissenschaft und den Staat vermuten, den moderne Progressive zu den unterschiedlichsten Themen bereitwillig erkennen lassen. Doch kein anständiger Progressiver würde heute die Eugenik unterstützen. Nur wenige Progressive würden die Eugenik innerhalb ihres ideologischen Lagers zugeben. Für diejenigen, die die Fehler der Vergangeheit derer anerkennen, die im gleichen politisch Lager stehen, ist die historische Realität der staatlichen Sterilisation erniedrigend. Die Stimmen von Laissez-faire gegen Interventionismus und Tradition gegen Modernisierung sollten nicht so einfach niedergeschrien werden.

"Während kein Geld jemals die Tatsache ausgleichen wird, daß Regierungsvertreter Menschen in North Carolina, zumeist Frauen, der Möglichkeit beraubten, Kinder zu haben, und die Regierungsvertreter dies in den meisten Fällen ohne Zustimmung der Opfer oder gegen deren Willen taten", erklärte Gouverneur Bev Perdue am Dienstag, "müssen wir etwas tun".

Dieses "Etwas" beläuft sich auf weniger als 0,005 Prozent des Staatshaushalts. Für die 72 identifizierten lebenden Betroffenen, fast ein Prozent der gesamten Opfer, wird der Staat 3.600.000 Dollar zahlen. Das sind 3.600.000 Dollar mehr als das, was von Kalifornien, Washington, Kansas, oder jedem anderen Staat kommt, der einmal in dieser Monstrosität der liberalen Linken verfangen war. North Carolina stand nicht allein, als Bürgern ihre Rechte genommen wurden, Kinder zu zeugen. In dem Versuch, Wiedergutmachung zu leisten, steht North Carolina jedoch allein.

Eine finanzielle Entschädigung ist nur ein Mittel, um ein Unrecht wiedergutzumachen. Eine Methode, um sich vor den schmeichelhaften Eitelkeiten der Rechtschaffenheit zu hüten, die zu vergangenem Unrecht führten, ist, das individuum mehr zu schätzen.
Hier finden Sie den Originalartikel, Sterilizing the Left’s Eugenics History.