Sonntag, 27. Januar 2013

Versteckte Kamera: Britischer Rabbiführer befiehlt Mißbrauchsopfer, der Polizei nichts zu sagen

Miriam Shaviv über den Umgang mit Kindesmißbrauch in einer der aktivsten Parallelgesellschaften Großbritanniens.
UK Haredi chief caught telling alleged victim not to tell police about abuse
(Anm.: Außerirdische? Meeresbewohner? Politiker? Kein Programmhinweis auf die Täter?)

Der Führer der britischen Haredi-Gemeinschaft ist auf Video gefilmt worden, als er einem mutmaßlichen Opfer von sexuellem Mißbrauch befahl, den Vorwurf nicht der Polizei zu melden.

Rabbi Ephraim Padwa, Leiter der „Union der orthodoxen hebräischen Kongregationen“ („Union of Orthodox Hebrew Congregations“, Kedassia), wurde von einem Gemeindemitglied aufgenommen, das für eine Dokumentation für CHANNEL 4 über haredischen Kindesmißbrauch eine versteckte Kamera benutzte.

In einer Szene, die am Mittwoch ausgestrahlt wird, erzählt der Insider, der aus Londons haredischer Nachbarschaft in Stamford Hill stammt, Ephraim Padwa, „Jemand, den Sie vielleicht kennen ... mißbrauchte mich sexuell, als ich jünger war, als ich ein Kind war“, und fragt, wie er vorgehen soll.

Nachdem Padwa antwortet, „Wir beschäftigen uns damit“, fragt der Insider, ob er zur Polizei gehen sollte.

„Oh nein“, antwortet Padwa und erklärt, dies zu tun, stelle „Mesira“ dar, oder die Aushändigung eines Juden an die weltlichen Behörden. Er fügt auf jiddisch hinzu, „Die Leute dürfen nicht Geschichten erzählen.“

Die Sendung auf CHANNEL 4, eine Sonderausgabe der Reihe zum Zeitgeschehen mit dem Titel „Dispatches“, wird 19 mutmaßliche Fälle von sexuellem Kindesmißbrauch in haredischen Gemeinden in ganz Großbritannien behandeln, von denen keiner der Polizei gemeldet wurde, aus Angst vor Repressalien.

Als der Insider in der Folge mit Padwa -- der die Behauptungen ursprünglich 2005 machte -- fragt, ob der Rabbi sicher sein kann, daß der angebliche Täter anderen keinen Schaden zufügt, erwidert Padwa scharf, „Die Polizei kann auch nichts gewährleisten. Die Polizei ist nicht die Lösung.“

Er scheint der Frage auszuweichen, wie mit den Behörden umzugehen ist, wenn sie unabhängig von dem angeblichen Mißbrauch erfahren, und wiederholt zweimal, „Hoffen wir, daß es dazu nicht kommt.“

Er bekräftigt dann, „Sie sollten nichts tun, was zur Polizei führen kann.“

Auf Anfrage von THE TIMES OF ISRAEL stellte ein Sprecher von Padwa die Glaubwürdigkeit des Insiders von CHANNEL 4 in Frage, und sagte, die Vorwürfe wurden in der Gemeinde von Hackney bereits durch die sozialen Dienste untersucht und als „böswillig“ abgewiesen. Sie wurden im Jahr 2007 erneut untersucht.

Padwas in der Aufnahme zu sehender Rat darüber, die Polizei zu meiden, wurde mit diesem Gedanken gemacht, sagte der Sprecher.

Das Protokoll eines von den sozialen Diensten geleiteten Treffens im März 2005, exklusiv von THE TIMES OF ISRAEL eingesehen, zeigt, daß ein namentlich nicht genannter Mann vor dem Kinderschutzteam der Polizei Anschuldigungen gegen einen ehemaligen Lehrer an einer haredischen Schule erhob. Er behauptete, aus Sorge zu handeln, daß sein Neffe, der die Schule besucht, „dem gleichen Mißbrauch unterliegen könnte“.

Als der Lehrer von der Beschwerde erfuhr, wurde behauptet, daß er dem ehemaligen Schüler Geld bot, „damit die junge Person dicht hält“, berichtet das Dokument.

Der Lehrer bestritt die Schilderung und behauptete, die finanzielle Diskussion war in Wirklichkeit versuchte Erpressung seitens des Anklägers. Die sozialen Dienste akzeptierten seine Version der Ereignisse und lehnten es ab, weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Ein Brief von der Schule bestätigt, daß der Ankläger der gleiche Mann ist, der in der Fernsehsendung erscheint.

Ein Vertreter von CHANNEL 4 wehrte Angriffe auf die Glaubwürdigkeit des Insiders ab. „Wir sind entsetzt über den Versuch, eine junge Person zu diskreditieren, weil sie über ein Mitglied ihrer Gemeinde einen Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs erhoben hat“, sagte ein Sprecher.

Es ist ein besonders sensibler Zeitpunkt, zu dem der Dokumentarfilm „Großbritanniens verborgener Kindesmißbrauch“ („Britain's Hidden Child Abuse“) für Londons haredische Gemeinschaft kommt, die in einen laufenden Skandal verwickelt ist, der Rabbi Chaim Halpern betrifft, einen ehemaligen religiösen Richter für die „Union der orthodoxen hebräischen Kongregationen“. Ihm wurde sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen, das etwa 30 Frauen betrifft, die ihn zur Beratung aufsuchten.

Als Leiter der Union steht Padwa unter Druck, entschiedener gegen Halpern vorzugehen, und viele geben ihm die Schuld, die Affäre falsch handzuhaben, die, nachdem sie im Oktober an die Öffentlichkeit drang, erst noch gelöst werden muß.

Während Fälle von sexuellem Kindesmißbrauch in der Gemeinde gelegentlich an die Behörden gehen, liegen Großbritanniens Haredim im Umgang mit dem Thema weit hinter ihren amerikanischen Kollegen zurück. Zu einer erfolgreichen Strafverfolgungsserie, wie sie New York in den letzten Jahren gesehen hat, ist es im Vereinigten Königreich noch nicht gekommen.

Angst vor Repressalien aus der haredischen Gemeinschaft „machte es für die Menschen schwierig, mit uns zu sprechen“, sagte ein Sprecher von CHANNEL 4 über den Dokumentarfilm. „Aber von denjenigen, die es taten, sagten viele, daß die Gemeinschaft alle Problemn intern behandeln will, selbst wenn es um so etwas Ernstes wie angeblichen Kindesmißbrauch geht.

“Innerhalb der Gemeinschaft wenden sich die Menschen wegen Rat und Hilfe oft an die Rabbis. Unsere Untersuchung entdeckte, daß der ‚Rat‘ manchmal auf ein völliges Verbot hinausläuft, den angeblichen Kindesmißbrauch den Behörden zu melden.“

Der Sprecher fügte hinzu, daß die Untersuchung begann, nachdem CHANNEL 4 von Eltern erfuhr, die sich ohnmächtig fühlten, gegen einen angeblichen Pädophilen vorzugehen, der an der haredischen Schule tätig war.

Ein anonymer Rabbi soll in der Sendung aussagen, daß die Beteiligung der Polizei in Fällen von Kindesmißbrauch notwendig ist.

Quellen sagten, daß die Union am Donnerstagabend oder Freitag an die Rabbiner und Lehrer eine Erklärung auf hebräisch herausgeben will, die die Einrichtung eines Ausschusses verkünden wird, der sich mit den Mißbrauchsvorwürfen befassen soll. Er wird voraussichtlich Experten enthalten, die im Schutz von Kindern geschult sind.

Die Erklärung wird darauf hinweisen, daß der Ausschuß Umstände anerkennt, unter welchen es angebracht ist, die sozialen Dienste oder die Polizei zu kontaktieren, die Familien aber nicht auffordern, einen Mißbrauchsverdacht den weltlichen Behörden zu melden. Der Ausschuß wird gemeinsam mit der Beth Din, dem religiösen Gericht der Gemeinde, auf die Vorwürfe eingehen, und in Übereinstimmung mit weltlichem Recht. (Anm.: Miriam Shaviv hat die Wischiwaschi-Erklärung der Gemeinschaft, die für ihre jahrzehntelange Vertuschung berühmt ist, auf ihrer Blogseite übersetzt.)

Mit Hilfe von Ben Hirsch, einem Sprecher für „Survivors for Justice“, ein in New York ansässiger Verband für Opfer von sexuellem Mißbrauch in der orthodoxen Gemeinde, kontaktierten die Produzenten von CHANNNEL 4 für die Sendung der nächsten Woche Interessenvertreter und mutmaßliche Opfer. Er sagte, der Ton der Sendung würde bestimmen, wie sie von den britischen Haredim aufgenommen wird.

„Wir halfen den Produzenten zu verstehen, wie das Problem in den USA aufgedeckt wurde“, sagte er, „und wie sich dies mit dem verglichen werden könnte, was jetzt in Großbritannien der Fall ist. Während es unmöglich ist, zu wissen, wie das Endprodukt aussehen wird, ist meine Erfahrung seit der fast zweijährigen Arbeit mit dem Team, daß sie professionell sind, sehr herzlich, sehr gut über das Thema informiert und sehr vorsichtig mit ihren Tatsachen.“
Hier finden Sie den Originalartikel, UK Haredi chief caught telling alleged victim not to tell police about abuse.