Samstag, 7. Juli 2012

Sozialist oder Faschist?

Thomas Sowell klärt auf.


Es stört mich ein wenig, wenn Konservative Barack Obama als „Sozialist“ bezeichnen. Er ist sicherlich ein Feind des freien Marktes und will, daß Politiker und Bürokraten die grundlegenden Entscheidungen über die Wirtschaft treffen. Das bedeutet aber nicht, daß er den Staat als Eigentümer an den Produktionsmitteln will, was schon seit langem eine Standarddefinition des Sozialismus ist.

Was Präsident Obama vorhat, ist heimtückischer: die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft, wobei das Eigentum in privaten Händen bleibt. Auf diese Weise behalten die Politiker das Sagen, können aber, wenn ihre aufklärerischen Ideen zur Katastrophe führen, stets denen die Schuld geben, die Unternehmen in der Privatwirtschaft besitzen.

Politisch ist es „Kopf, ich gewinne“ wenn alles gut läuft und „Zahl, du verlierst“ wenn etwas schief geht. Dies ist aus Obamas Sicht bei weitem vorzuziehen, da es ihm für seine gesamte verfehlte Politik eine Vielzahl von Sündenböcken gibt, ohne daß die ganze Zeit Präsident Bush als Sündenbock herhalten muß.

Die Regierung als Eigentümer an den Produktionsmitteln bedeutet, daß den Politikern auch die Folgen ihrer Politik „gehören“ und sie sich der Verantwortung stellen müssen, wenn diese Folgen katastrophal sind -- etwas, das Barack Obama meidet wie die Pest.

Die Obama-Administration kann Versicherungen beliebig zwingen, die Kinder ihrer Kunden zu versichern, bis sie 26 Jahre alt sind. Offensichtlich schafft dies für Präsident Obama positive Werbung. Aber wenn diese und andere staatlichen Erlasse zu einem Anstieg der Versicherungsprämien führen, dann ist das etwas, für das die „Gier“ der Versicherungsgesellschaften verantwortlich gemacht werden kann.

Das gleiche Prinzip gilt für viele andere Unternehmen in Privatbesitz. Es ist ein sehr erfolgreicher politischer Trick, der an alle möglichen Situationen angepaßt werden kann.

Einer der Gründe, warum sowohl die Pro-Obama- und die Anti-Obama-Beobachter zögern, ihn als faschistisch zu sehen, ist, daß beide die herrschende Annahme akzeptieren, daß der Faschismus politisch rechts steht, während es offensichtlich ist, daß Obama ein liberaler Linker ist.

In den 1920er Jahren jedoch, als der Faschismus eine neue politische Entwicklung war, wurde er gemeinhin -- und richtig -- als politisch links betrachtet.

Jonah Goldbergs großartiges Buch „Liberaler Faschismus“ („Liberal Fascism“) zitiert überwältigende Beweise, daß die Faschisten in den 1920er Jahren konsequent die Ziele der Linken verfolgten und von ihnen als einem der ihren umarmt wurden. Sowohl die europäischen als auch die amerikanischen Linken verehrten Mussolini in den 1920er Jahren. Selbst Hitler, der in den 1920er Jahren faschistische Ideen annahm, wurde von einigen als ein Mann der Linken gesehen, darunter W. E. B. Du Bois.

In den 1930er Jahren, als häßliche interne und internationale Aktionen von Hitler und Mussolini die Welt abstießen, distanzierte sich die Linke dann vom Faschismus und seinem Nazi-Ableger -- und übertrug diese totalitären Diktaturen verbal auf die rechte Seite und kleidete ihre Gegner mit diesen Parias.

Was Sozialismus, Faschismus und andere linke Ideologien gemeinsam haben, ist die Annahme, daß einige sehr kluge Leute -- wie sie selbst -- die Entscheidungen dem niedrigeren Volk aus den Händen nehmen und dann durch ein Gebot der Regierung aufzwingen müssen.

Das linke Leitbild ist nicht nur ein globales Leitbild, sondern auch ein Leitbild von ihnen selbst als überlegenen Wesen, die überlegene Ziele verfolgen. In den Vereinigten Staaten steht dieses Leitbild jedoch im Widerspruch zu einer Verfassung, die mit den Worten beginnt: „Wir, das Volk ...“

Das ist der Grund, warum liberale Linke seit mehr als einem Jahrhundert versuchen, die Regierungseinschränkungen der Verfassung zu lockern oder durch neue Interpretationen von Richtern, basierend auf Vorstellungen von „einer lebendigen Verfassung“, aufzuheben, wodurch die Entscheidungen aus unseren Händen genommen werden, damit „Wir, das Volk“ keine Entscheidungen mehr treffen müssen, und diese Entscheidungen an unsere Besten übertragen werden.

Die Selbstschmeichelei der Linken verhilft dem Ego der wahren Gläubigen außerdem zu einer riesigen Beteiligung an diesem liberalen linken Leitbild, was bedeutet, daß reine Fakten wahrscheinlich nicht dazu führen werden, es zu überdenken, unabhängig davon, wie schwer die Beweise gegen das Leitbild der Linken wiegen, und unabhängig von seinen katastrophalen Folgen.

Nur wenn wir uns bewußt werden, was alles auf dem Spiel steht, können wir uns vor dem Chaos der Besseren retten, ganz gleich, ob sie Sozialisten oder Faschisten genannt werden. Solange wir ihnen ihre berauschende Rhetorik abkaufen, verkaufen wir unsere Freiheit.
Hier finden Sie den Originalartikel, Socialist or Fascist?