Mittwoch, 18. Juli 2012

Bernanke weiß seit 4 Jahren vom LIBOR-Skandal

Mike Flynn über die verrückte, verrückte, verrückte Welt der Finanzpolitik.

Termini technici
Federal Reserve: staatliche Zentralbank (anstelle von „US-Notenbank“)


Die Berichterstattung über Bernankes heutige Aussage vor dem Bankenausschuß des Senats hat sich hauptsächlich auf seine düsteren wirtschaftlichen Aussichten konzentriert. Das war zwar interessant, in Wirklichkeit aber nur eine weitere Bestätigung dessen, was wir über die Wirtschaft bereits wissen. Der beunruhigendste Teil seiner Aussage war für mich, als er einräumte, daß die staatliche Zentralbank vom LIBOR-Bankenskandal vor vier Jahren gewußt hätte. Bernanke wußte seit vier Jahren, daß eine der wichtigsten geldpolitischen Meßgrößen von den Banken manipuliert wurde und tat dennoch nichts.

ASSOCIATED PRESS berichtete:

US-Zentralbankchef Ben Bernanke erfuhr vor vier Jahren aus den Nachrichten, daß die Banken einen maßgebenden britischen Zinssatz manipulieren würden. Doch Bernanke sagte am Dienstag, daß die staatliche Zentralbank machtlos wäre, mehr tun zu können, als die britischen Behörden zu informieren.

LIBOR, der Londoner Referenzzinssatz im Interbankengeschäft, ist der Zinssatz, zu dem Gelder von anderen Banken aufgenommen werden. Es ist der Marktindex für nahezu jedes andere finanzpolitische Instrument, von Derivaten bis zu Hypotheken. Mein Kollege Wynton Halle berichtete, daß der LIBOR-Zinssatz verwendet wird, um 800 Billionen Dollar an finanzpolitischen Instrumenten festzulegen. Betrachten Sie es als eine Art finanzpolitisches Pi.

Der ECONOMIST bezeichnet es als den größten Bankenskandal der Geschichte:

Wenn LIBOR-Manipulationen möglich waren, wobei die Aufsichtsbehörden davon ausgehen, daß Barclays dies gelegentlich gelang, dann wäre dies der größte Wertpapierbetrug in der Geschichte, der sich auf Anleger und Kreditnehmer auf der ganzen Welt auswirken würde. Das öffnet nicht nur den direkten Kunden von Banken die Tür zu Rechtsstreitigkeiten, sondern jedem, mit einem finanziellen Interesse an LIBOR.

Wurde der LIBOR-Zinssatz von den Banken manipuliert, was klar zu sein scheint, dann müßte sie es in der gesamten Finanzbranche einen Dominoeffekt geben. Die Gesamtkosten für den Markt zu berechnen, ist ebenso unmöglich, wie die Berechnung der Verantwortungslosigkeit, wegen der Manipulation nichts zu unternehmen.

Bernanke sagte, daß der derzeitige Finanzminister Tim Geithner einige US-Beamte über die Manipulation informierte. Er sagte auch, daß die Zentralbank den britischen Bankenbehörden den Skandal mitteilte, daß sie aber nicht die Befugnis gehabt hätte, irgendetwas anderes zu tun. Bernankes Verteidigung seiner Handlungen erinnerte an die „Joe Paterno Verteidigung“:

„Ich denke, die Verantwortung der New Yorker Zentralbank lag darin, sicherzustellen, daß die entsprechenden Behörden die Informationen hatten, was getan wurde“, sagte er.

Wissen Sie, für wen die Informationen wirklich nützlich gewesen wären? Für die Verbraucher. Jeder mit irgendeiner Art von Kredit-Produkt ist von den LIBOR-Manipulationen betroffen. Ich verstehe, daß Bernanke keine ausdrückliche Befugnis hatte, wegen der Manipulation „etwas zu tun“, wie rechtliche oder regulierende Befugnisse. Er hatte aber die Autorität, eine Pressekonferenz einzuberufen. Ein öffentlicher Aufschrei darüber, daß die Banker das System mit dessen eigenen Mitteln überlisten (were gaming the financial system), bietet die höchste Autorität, um etwas gegen den Skandal zu unternehmen.

Was progressive Linke niemals verstehen werden, ist, daß man 30 „Reformen“ nach Art vom „Dodd–Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act“ haben kann, und alles Regulieren trotzdem sinnlos ist, wenn sich die Regulierungsbehörden mit den korrupten Bankern stillschweigend absprechen.

Die Obama-Administration hat vom ersten Tag an gewußt, daß einige Banken das finanzpolitische System zu ihrem eigenen Vorteil manipulieren. Und sie tat nichts.
Hier finden Sie den Originalartikel, Bernanke Knew About LIBOR Scandal Four Years Ago.

Ein Riesenskandal. Richtig. Der ebenso wenig auf die große Bühne gelangen wird, wie der Fall der 200 israelischen Spione, die im Jahr 2001 mit einem freundlichen Händedruck von der Bildfläche verschwanden. Aber das wäre eine andere Verschwörungsgeschichte.
Spionage-Untersuchung: USA verhaften 200 junge Israelis

Laut einem durchgesickerten Regierungsbericht, der gestern enthüllt wurde, wurden im vergangenen Jahr in Amerika bis zu 200 junge Israelis verhaftet, darunter ehemalige Mitglieder von militärischen Nachrichtendiensteinheiten.

Einige hatten sich mithilfe falscher Geschichten Zugang zu sensiblen Regierungsgebäuden und den Häusern von amerikanischen Beamten verschafft. Die Aktionen von einigen der Israelis, von denen die meisten überzogene Touristen-Visas hatten, „können auch eine organisierte nachrichtendienstliche Tätigkeit sein“, so der Bericht.

Keiner der Israelis, von denen etwa 140 vermutlich vor den Anschlägen vom 11. September inhaftiert wurden, wurde angeklagt und die meisten wurden laut der US-Regierung deportiert.

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums, Yaffa Ben-Ari, sagte, es wäre „Unsinn“, daß sie in Amerika spioniert hätten. Es gab keinen formalen amerikanischen Vorwurf der Spionage durch Israel, obwohl Tel Aviv in der Vergangenheit Spionageoperationen gegen den wichtigsten Verbündeten gestartet hat.

Der durchgesickerte Bericht wurde von der Drogenbekämpfungsbehörde „DEA“ („Drug Enforcement Administration“) zusammengestellt, nachdem einige der Büros angeblich von Israelis aufgesucht wurden, die sich als Kunststudenten ausgaben. „Daß diese Leute nun durch die USA reisen und Kunstdrucke verkaufen, scheint nicht zu ihrem Hintergrund zu passen“, heißt es im DEA-Bericht.

Am 31. Oktober verhafteten Beamte des FBI und der „Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde“ („Immigration and Naturalisation Service“) in San Diego, Kansas City, Cleveland, Houston und St. Louis etwa 60 junge Israelis. Alle hatten an Kiosken in Einkaufszentren in ganz Amerika Spielzeug verkauft, was FBI-Berichten zufolge als Tarn-Operation für Spionage-Aktivitäten untersucht wurde.

Vor diesem Zeitpunkt wurden durch das FBI und andere Bundesbehörden etwa 140 junge Israelis inhaftiert, einige für längere Zeit.

Es gibt keinen Beweis, der diese Verhaftungen mit den Anschlägen vom 11. September in Verbindung bringt, obwohl einige nachrichtendienstliche Kommentatoren auf Behauptungen hingewiesen haben, daß Israel in Amerika militante Araber decken könnte, ohne dieses Wissen Washington mitzuteilen.

Dem DEA-Bericht zufolge bestätigten die meisten der Studenten, die von den amerikanischen Ermittlern verhört wurden, in Einheiten der israelischen Streitkräfte gedient zu haben, die auf den militärischen Nachrichtendienst, die Überwachung elektronischer Signale oder Kampfmittel spezialisiert sind.

Weiterhin heißt es in dem Bericht, daß eine der verhörten Personen der Sohn eines israelischen Generals wäre, eine andere als Personenschützer für den Oberbefehlshaber der israelischen Armee und eine dritte in einer Patriot-Raketeneinheit gedient hätte.

Junge Israelis sind verpflichtet, im Militär zu dienen und es gibt eine lange Tradition, daß sie nach dem Ableisten ihres Wehrdienstes ihre Freiheit genießen und die Welt sehen.

Im Jahr 1984 wurde Jonathan Pollard, ein US-Marine-Geheimdienst-Offizier, wegen Spionage für Israel zu lebenslanger Haft verurteilt.