Donnerstag, 12. Juli 2012

Jerusalem: Christen wollen, daß Juden aufhören, sie zu bespucken

Amiram Barkat über die andere Art der Christenverfolgung im Nahen Osten.

(Anmerkungen in Klammern)

(Bild: PANORAMIO)

Vor ein paar Wochen (im Herbst 2004) besuchte ein hochrangiger griechisch-orthodoxer Geistlicher in Israel ein Treffen in einem Regierungsbüro im Jerusalemer Stadtteil Givat Shaul. Als er zu seinem Wagen zurückkehrte, kam ein älterer Mann mit einer Kippah und klopfte an das Fenster.

Vor ein paar Wochen besuchte ein hochrangiger griechisch-orthodoxer Geistlicher in Israel ein Treffen in einem Regierungsbüro im Jerusalemer Stadtteil Givat Shaul. Als er zu seinem Wagen zurückkehrte, kam ein älterer Mann mit einer Kippah und klopfte an das Fenster. Als der Geistliche das Fenster herunterließ, spuckte der Passant in sein Gesicht.

Der Geistliche zog es vor, bei der Polizei lieber keine Beschwerde einzureichen und erzählte einem Bekannten, daß er es gewohnt wäre, von Juden bespuckt zu werden. Viele Jerusalemer Geistliche sind auf diese Art beschimpft worden. Meistens ignorieren sie es, doch manchmal können sie es nicht.

Am Sonntag entwickelte sich ein Tumult, als ein Jeschiwa-Schüler auf das Kreuz spuckte, das der armenische Erzbischof während einer Prozession in der Altstadt in der Nähe der Grabeskirche trug. Das erzbischöfliche Kreuz aus dem 17. Jahrhundert wurde während der Schlägerei zerbrochen und er schlug den Jeschiwa-Schüler.

Beide wurden von der Polizei befragt und der Jeschiwa-Schüler wird vor Gericht gestellt. Das Jerusalemer Bezirksgericht hat dem Schüler inzwischen für 75 Tage verboten, sich der Altstadt zu nähern.

Doch die Armenier sind weit davon entfernt, mit der Handlungsweise der Polizei zufrieden zu sein und sagen, derartige Dinge passieren nun schon seit Jahren. Erzbischof Nourhan Manougian sagt, er erwartet, daß der Bildungsminister etwas dazu sagt.

Er fragt: „Wenn es irgenwo auf der Welt einen Angriff gegen die Juden gibt, dann ist die israelische Regierung erzürnt -- warum ergreifen sie also keine härteren Maßnahmen, wenn unsere Religion und unser Stolz verletzt werden?“

Laut Daniel Rossing, ehemaliger Berater des Religionsministeriums bei christlichen Angelegenheiten und Leiter eines Jerusalemer Zentrums für christlich-jüdischen Dialog, gab es vor kurzem eine Zunahme solcher Vorfälle, „als Teil einer allgemeinen Atmosphäre mangelnder Toleranz im Land“.

Rossing sagt, es gibt bei den Vorfällen bestimmte gemeinsame Merkmale hinsichtlich Zeit und Ort. Er verweist auf die Tatsache, daß es mehr Zwischenfälle in Gebieten gibt, in denen sich Juden und Christen mischen, wie in den jüdischen und armenischen Vierteln der Altstadt und am Jaffator.

An bestimmten Zeiten des Jahres gibt es eine Zunahme, zum Beispiel während des Purimfests. „Ich kenne Christen, die sich während des gesamten Purimfests einschließen“, sagt er.

Der ehemalige Berater des Bürgermeisters für christliche Angelegenheiten, Shmuel Evyatar, bezeichnet die Situation als „eine große Schande“. Er sagt, die meisten der Anstifter sind in der Altstadt studierende Jeschiwa-Schüler, die die christliche Religion mit Verachtung sehen.

„Ich bin sicher, das Phänomen würde enden, sobald es Rabbiner und namhafte Pädagogen verurteilen. In der Praxis ignorieren es die Rabbiner von Jeschiwas oder sie unterstützen es sogar“, sagt er.

Evyatar sagt, er selbst wurde nahe seines Hauses angespuckt, als er mit einem serbischen Bischof durch das jüdische Viertel ging. „Eine Gruppe von Jeschiwa-Schülern spuckte uns an und ihr Lehrer stand nur daneben und sah zu.“

Städtische Beamte aus Jerusalem sagten, sie sind sich des Problems bewußt, es muß jedoch von der Polizei behandelt werden. Polizeisprecher Shmuel Ben-Ruby sagte, sie hatten in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Beschwerden von Christen. Er sagte, daß die Täter in beiden Fällen gefaßt und bestraft wurden.

Er sagte, die Polizei setzt bei ihrem Versuch, Ordnung zu halten, in der Altstadt und ihrer Umgebung eine übermäßig hohe Zahl an Patrouillen und spezieller Technologie ein.
Hier finden Sie den Originalartikel, Christians in Jerusalem want Jews to stop spitting on them.

Fünf Jahre später ...
Orthodoxer Jude spuckt auf den Mailänder Kardinal

In Jerusalem ist die Beleidigung und Bespuckung von Kardinälen, Patriarchen, Bischöfen oder Priestern die Regel – nicht die Ausnahme. Der rechtsradikalen Staatsführung ist das egal. (Wenn „rechtsradikal“ zutreffen würde, warum heißt es dann „Israelischer Marxismus“?)

kreuz.net – Pater Samuel Aghoyan [68] ist ein armenischer Mönch aus Jerusalem. In den letzten zehn Jahren ist er „ungefähr fünfzehn bis zwanzigmal“ von ultraorthodoxen Juden bespuckt worden.

Das berichtete die englischsprachige Zeitung ‘The Jerusalem Post’ am 26. November (2009).

Nach Angaben von Pater Aghoyan wurden auch alle seine Mitbrüder in der armenischen Sankt-Jakobs-Kathedrale in Jerusalem bespuckt: „Es geschieht am Tag und in der Nacht.“

Demütigung einer Klosterfrau

Pater Athanasius Macora ist ein aus Texas stammender Franziskaner, der in Jerusalem Pilger betreut.

Er erklärt vor der ‘Jerusalem Post’ in den letzten sechs Monaten etwa fünfzehn Mal von ultraorthodoxen und nationalistischen Juden und jüdischen Kindern angespuckt worden zu sein.

Nach Angaben des Franziskaners sind alle 15 Mitbrüder seines Klosters bereits bespuckt worden.

Eine sechzigjährige Klosterfrau, die seit Jahrzehnten in Ostjerusalem lebt, berichtete vor der Zeitung, vor 25 Jahren das erste Mal von einem Ultraorthodoxen bespuckt worden zu sein. Seither wurde die Schwester noch weitere sieben Male bespuckt.

Doch ihr schlimmstes Erlebnis war, als ihr auf einem Jerusalemer Gehsteig eine Gruppe ultraorthodoxer Juden entgegenkam. Die Männer zeigten wortlos auf die Kante des Gehsteigs und zwangen die Ordensfrau, auf die Straße auszuweichen: „Das machte mich unglaublich traurig“ – erklärt die Schwester.

Nach Angaben von ‘Jerusalem Post’ hat sich das Spuck-Problem in den letzten Jahren massiv verschärft.

Moslems werden nicht bespuckt

Ein griechisch-orthodoxer Bischof fuhr im Auto in die Jerusalemer Altstadt, als ein junger Jude ihn bat, das Fenster zu öffnen. Nachdem der Geistliche der Bitte Folge geleistet hatte, spuckte der Jude ihm ins Gesicht.

Vor einem Jahr wurde sogar der Erzbischof von Mailand, Dionigi Kardinal Tettamanzi, Opfer einer Klasse halbwüchsiger ultraorthodoxer Burschen in Begleitung ihrer Lehrer.

Der Kardinal war in Anwesenheit weiterer Bischöfe, als die Burschen ihn anspuckten.

„Mein Eindruck ist, daß christliche Kleriker in der Jerusalemer Altstadt praktisch täglich angespuckt werden“ – erklärt Daniel Rossing, der jüdische Leiter des Jerusalemer ‘Zentrums für Jüdisch-Christliche Beziehungen’.

Für Rabbiner David Rosen vom ‘American Jewish Committee’ in Jerusalem sind diese Zustände „Alltag“.

Die jüdischen Fanatiker getrauen sich nicht, Moslems in der Altstadt zu bespucken, weil von ihnen Widerstand zu befürchten wäre.

Schwerste jüdische Übergriffe

Nach Angaben der ‘Jerusalem Post’ ist der umstrittene aschkenasische Jerusalemer Oberrabbiner Yona Metzger [56] bisher der einzige israelische Behördenvertreter gewesen, „der sich wegen dieser Sache besorgt gezeigt hat.“

Am 11. November schrieb er einen Brief an die „Rabbiner des jüdischen Quartiers“ als Antwort auf einen Appell des armenischen Erzbischofs Nourhan Manougian [61].

Der Appell nahm Bezug auf einen Zwischenfall vom 5. September, als ein ultraorthodoxer Mann eine Gruppe armenischer Seminaristen bespuckte, die diesen im Gegenzug verprügelten.

Das war nicht die erste Intervention von Metzger. Bereits vor fünf Jahren mußte er eingreifen, als der armenische Patriarch während einer Prozession von einem Juden bespuckt wurde.

Der Patriarch knallte dem Spucker eine Ohrfeige. Dieser riß dem Geistlichen in der Folge ein Porzellankreuz vom Hals, warf es auf den Boden und zerstörte es.

Als „Strafe“ wurde der Spucker 75 Tage aus der Jerusalemer Altstadt verbannt.

Die Polizei schaut weg

Der Patriarch erzählt von anderen Vorfällen – so von einem jüdischen Jungen, der auf armenische Frauen spuckt, die Kreuze um den Hals tragen, und dann davonrennt.

Er erwähnt auch einen ultraorthodoxen Juden, der sich bei einer armenischen Prozession in der Jerusalemer Altstadt ständig durch die Reihen zwängte.

Als die Polizei ihn festnahm, erklärte er: „Es ist mir freigestellt zu gehen, wo ich will.“

Jüdische Provokateure werden zwar von der Polizei zurechtgewiesen. Doch ihr Tun bleibt ohne Folgen.

Pater Aghoyan erklärt, daß die Polizei den bespuckten Klerikern empfehle, die Täter zu fassen und zur Wache zu bringen.

Doch der Geistliche ist enttäuscht: „Ich habe bei der Polizei viele Beschwerden eingereicht – doch dann geschieht nichts.“

Der Sprecher der Jerusalemer Polizei wollte die Situation nicht kommentieren: „Wir sind keine Soziologen, nur Polizisten.“

Auch die Jerusalemer Stadtverwaltung wollte davon nichts wissen. Man habe keine Beschwerden in dieser Sache erhalten.

Nicht alle Juden sind christenfeindlich

Die bespuckten Kleriker betonen, daß nicht alle israelischen Juden christenfeindlich sind. Der Umgang mit Juden – ob religiös oder ungläubig – sei im allgemeinen gut.

Ein armenischer Sprecher erinnert sich aber an bessere Tage – vor allem in den ersten zwanzig Jahren nach der Besetzung der Jerusalemer Altstadt durch israelische Truppen:

„Solche Verbrecher wurden damals von der Polizei für eine Nacht in Gewahrsam genommen.“ Das sei eine gute Abschreckung gewesen.

Der aus Wien eingewanderte Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kolleg [† 2007], Leute im Außen- und Innenministerium sowie israelische Botschafter hätten sich sehr um die Christen gekümmert.

Damals sei Israel ein „viel liberaleres“ Land gewesen. Außerdem hätten die jüdischen Machthaber der christlichen Welt zeigen wollen, daß auf sie in Jerusalem Verlaß sei:

„Doch jetzt braucht Israel für seine Herrschaft über Jerusalem die Zustimmung der Welt nicht mehr. Darum spielen wir keine Rolle mehr.“

Rabbiner Rosen erinnert daran, daß orthodoxe Juden – und sogar der ehemalige Chefrabbiner von Jerusalem, Avraham Shapira [† 2007] – die Christen für „Götzendiener“ halten.

Von der gegenwärtigen rechtsextremen israelischen Regierung erklärt Rabbiner Rosen, daß die spuckenden Juden für einige Minister ein „höchst bedauerliches“ Phänomen seien – „während die Haltung anderer Minister, Nichtjuden im allgemeinen gegenüber völlig bedauerlich ist.“