Sonntag, 3. November 2013

Diskreditierte Antisemitismusdefinition laut BBC nicht länger in Gebrauch

Ben White über den Papiertiger Antisemitismusdefinition.
Discredited definition of anti-Semitism no longer in use, says BBC

30. Oktober 2013 — Der Ruf einer diskreditierten Definition von Antisemitismus hat mit der Nachricht, daß das BBC-Verwaltungsorgan eine Entscheidung änderte, um die Aufgabe des Textes durch ein EU-Organ widerzuspiegeln, einen weiteren Schlag erlitten.

Auf Initiative der »Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit«, EUMC (2007 in »Agentur der Europäischen Union für Grundrechte«, FRA umbenannt), wurde im Jahr 2005 ein »Diskussionspapier« zur Definition von Antisemitismus entworfen.

Es behauptete, die Schaffung Israels als »rassistisches Unterfangen« zu beschreiben, sei ein Beispiel für »Antisemitismus«.

Die Definition wurde seit ihrer Veröffentlichung von Befürwortern Israels genutzt, um die Solidarität für Palästina zu untergraben (siehe ELECTRONIC INTIFADA: »Israel-Lobby verwendet diskreditierte Antisemitismusdefinition, um Debatte mundtot zu machen«).

In einem Urteil des »BBC Trust« von Anfang dieses Jahres wurde einer Beschwerde bezüglich der Berichterstattung des Senders über Kommentare zu Israel von David Ward, ein britisches Parlamentsmitglied, teilweise stattgegeben. Die Beschwerde hatte die »Arbeitsdefinition« der EU-Agentur zitiert.

Doch in Korrespondenz mit Blogger Mark Elf von JEWS SANS FRONTIERES untersuchte der »BBC Trust« seine Entscheidung, um sie dann zu ändern und zu bemerken, daß die Definition von der Internetseite der »Agentur der Europäischen Union für Grundrechte« nun »entfernt« worden ist.

Enthüllung

Während die Abänderung der Entscheidung des »BBC Trust« nur minimale Änderungen machte, war die E-Mail an Mark Elf aufschlußreicher, worin die »BBC Trust Unit« schreibt:

»Ein Pressesprecher der FRA hat erklärt, daß dies ein Diskussionspapier war und von der EU als Arbeitsdefinition nie angenommen wurde, obwohl es bis vor kurzem auf der Internetseite der FRA zu finden war, wo es bei einer Entrümpelung (clear out) ›nicht-offizieller‹ Dokumente entfernt wurde. Der vom Beschwerdeführer in seiner Beschwerde angegebene Link zur Internetseite der FRA funktioniert nicht mehr.« (Anm.: Der basisdemokratische Informationsdachverband Wikipedia hat dies noch nicht realisiert.)

Die BBC fügte hinzu, die »Arbeitsdefinition ... war nicht wesentlich für die Feststellung des Komitees, daß die Präzisionsrichtlinien verletzt worden waren«.

Ungeachtet des aufgegebenen Textentwurfs beziehen sich viele Verteidiger Israels noch immer in einer Weise auf die Definition, die auf offizielle Glaubwürdigkeit schließen läßt.

Die Organisation »Israel Academia Monitor« unterscheidet auf Grundlage der Definition weiterhin zwischen »legitimer und illegitimer Kritik an Israel« und behauptet, sie wurde von der FRA »angenommen«. Die proisraelische Lobbygruppe »Honest Reporting« nannte sie vor kurzem »die Arbeitsdefinition der EU«, während sich eine britische rechtsstehende Seite diese Woche als »EUMC-Arbeitsdefinition« darauf bezog.
Hier finden Sie den Originalartikel, Discredited definition of anti-Semitism no longer in use, says BBC.

Und auch im »Europäischen Antisemitismusforum« des »Jüdisch-Amerikanischen Komitees Berlin« ist die Antisemitismusdefinition noch ziemlich lebendig:
Arbeitsdefinition „Antisemitismus“

Dieses Dokument soll als praktischer Leitfaden für die Erkennung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle sowie für die Erarbeitung und Umsetzung gesetzgeberischer Maßnahmen gegen den Antisemitismus dienen.

Arbeitsdefinition: „Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und / oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.

Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein. Oft enthalten antisemitische Äußerungen die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung und seien dafür verantwortlich, dass „die Dinge nicht richtig laufen“. Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt negative Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge.

Aktuelle Beispiele von Antisemitismus im öffentlichen Leben, in den Medien, Schulen, am Arbeitsplatz und in der religiösen Sphäre können unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein:

  • Der Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder einer extremistischen Religionsanschauung sowie die Beihilfe zu solchen Taten oder ihre Rechtfertigung.
  • Falsche, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Anschuldigungen gegen Juden oder die Macht der Juden als Kollektiv – insbesondere die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Juden.
  • Das Verantwortlichmachen der Juden als Volk für das (tatsächliche oder unterstellte) Fehlverhalten einzelner Juden, einzelner jüdischer Gruppen oder sogar von Nicht-Juden.
  • Das Bestreiten der historischen Tatsache, des Ausmaßes, der Mechanismen (z.B. der Gaskammern) sowie der Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Unterstützer und Komplizen während des Zweiten Weltkrieges (Holocaust).
  • Der Vorwurf gegenüber dem jüdischen Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust übertrieben darzustellen oder erfunden zu haben.
  • Der Vorwurf gegenüber Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.
Beispiele von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel und unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes können folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein:
  • Das Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z.B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
  • Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet und verlangt wird.
  • Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
  • Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
  • Das Bestreben, alle Juden kollektiv für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.
Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden. Antisemitische Taten sind Straftaten, wenn sie als solche vom Gesetz bestimmt sind (z.B. die Leugnung des Holocausts oder die Verbreitung antisemitischer Materialien in einigen Ländern). Straftaten sind antisemitisch, wenn die Angriffsobjekte, seien es Personen oder Sachen -wie Gebäude, Schulen, Gebetsräume und Friedhöfe – deshalb ausgewählt werden, weil sie jüdisch sind, als solche wahrgenommen oder mit Juden in Verbindung gebracht werden. Antisemitische Diskriminierung besteht darin, dass Juden Möglichkeiten oder Leistungen vorenthalten werden, die anderen Menschen zur Verfügung stehen. Diese Diskriminierung ist in vielen Ländern verboten. (Original: EUMC) © Translation by EUROPEAN FORUM ON ANTISEMITISM