Mittwoch, 5. September 2012

US-Rechnungsprüfung: Zentralbank vergab 16 Billionen Dollar Notkredite

Stephen C. Webster über die von den Massenmedien ignorierte Prüfung der wundersamen Geldvermehrungsmaschine.

Termini technici
Federal Reserve: staatliche Zentralbank (anstelle von „US- Notenbank“)


Laut den Daten der ersten Rechnungsprüfung durch die US-Regierung vergab die staatliche Zentralbank zwischen dem 1. Dezember 2007 und dem 21. Juli 2010 an US- und ausländische Finanzinstitute 16,1 Billionen Dollar an Notkrediten.

Das Bruttoinlandsprodukt der gesamten US-Wirtschaft betrug im vergangenen Jahr 14,5 Billionen Dollar.

Von den 16,1 Billionen Dollar gingen laut Analyse des US-Rechnungshofs GAO (Government Accountability Office) 3,08 Billionen Dollar an Finanzinstitute in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und der Schweiz.

Zusätzlich wurden Aktivtausch-Regelungen (asset swap arrangements) mit Banken in Großbritannien, Kanada, Brasilien, Japan, Südkorea, Norwegen, Mexiko, Singapur und der Schweiz vereinbart. Zwölf dieser Regelungen wurden bis August 2012 verlängert.

Von allen Kreditnehmern erhielt Citigroup mit 2,5 Billionen Dollar den größten Teil der finanziellen Unterstützung durch die Zentralbank. Morgan Stanley folgt mit 2,04 Billionen Dollar auf dem zweiten Platz, gefolgt von Merill Lynch mit 1,9 Billionen Dollar und der Bank of America mit 1,3 Billionen Dollar.

Die Prüfung ergab ferner, daß die Zentralbank ihre Kredite meistens an genau die Finanzinstitute auslagerte, die den Beginn der Krise auslösten, und daß sie Verträge weitgehend ohne Ausschreibung delegierte. Der GAO-Bericht empfiehlt neue Vorschriften, die solche Interessenkonflikte beseitigen würden, und schlägt vor, daß die Zentralbank ihren Notfall-Entscheidungsprozeß in Zukunft besser aufzeichnen sollte.

Die Zentralbank stimmte zu, die Empfehlungen „ernsthaft in Betracht ziehen“, doch da sie keine staatlich geführte Institution ist, kann sie durch den Gesetzgeber nicht dazu gezwungen werden. Das sieben-köpfige Direktorium und der Vorsitzende der Zentralbank werden jedoch durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt und vom Senat bestätigt.

Die Prüfung wurde einmalig gemäß dem im vergangenen Jahr (2010) verabschiedeten „Dodd-Frank“-Finanzmarktgesetz („Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act“) durchgeführt. Beamte der Zentralbank hatten den Gesetzgebern von der Anordnung der Prüfung strengstens abgeraten und behauptet, es könnte dazu dienen, das Vertrauen in das Geldsystem unterminieren.

Hier (oder hier) finden Sie die vollständigen GAO-Prüfungsergebnisse.
Hier finden Sie den Originalartikel, Audit: Fed gave $16 trillion in emergency loans.

Und auf Seite 144 des GAO-Berichts finden Sie die Helden der  unendlichen Geschichte  sogenannten Finanzkrise:
-- Citigroup: 2.513 Milliarden Dollar
-- Morgan Stanley: 2.041 Milliarden Dollar
-- Merrill Lynch: 1.949 Milliarden Dollar
-- Bank of America: 1.344 Milliarden Dollar
-- Barclays PLC (Großbritannien): 868 Milliarden Dollar
-- Bear Sterns: 853 Milliarden Dollar
-- Goldman Sachs: 814 Milliarden Dollar
-- Royal Bank of Scotland (Großbritannien): 541 Milliarden Dollar
-- JP Morgan Chase: 391 Milliarden Dollar
-- Deutsche Bank (Deutschland): 354 Milliarden Dollar
-- UBS (Schweiz): 287 Milliarden Dollar
-- Credit Suisse (Schweiz): 262 Milliarden Dollar
-- Lehman Brothers: 183 Milliarden Dollar
-- Bank of Scotland (Großbritannien): 181 Milliarden Dollar
-- BNP Paribas (Frankreich): 175 Milliarden Dollar
-- Wells Fargo & Co.: 159 Milliarden Dollar
-- Dexia SA (Belgien): 159 Milliarden Dollar
-- Wachovia Corporation: 142 Milliarden Dollar
-- Dresdner Bank AG (Deutschland): 135 Milliarden Dollar
-- Societe Generale SA (Frankreich): 124 Milliarden Dollar
-- Alle anderen Darlehensnehmer: 2.639 Milliarden Dollar