Freitag, 7. März 2014

NSA: Massiver Ausbau des Abhörstützpunkts Menwith Hill

Edward Snowden, Pardon, Richard Norton-Taylor über die NSA vor unserer Haustür.
RAF Menwith Hill eavesdropping base undergoes massive expansion
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1. März 2012 — Amerikas größte Abhörzentrale in Großbritannien, Menwith Hill in North Yorkshire, soll laut einer am Donnerstag erscheinenden Studie über den umstrittenen Stützpunkt in einem Multimillionen-Pfund-Programm erweitert werden, da sie für US-Nachrichtendienste und militärische Operationen immer wichtiger wird.

Der ein großes Bauprogramm durchlaufende Stützpunkt, der eine entscheidende Rolle im globalen Netzwerk der National Security Agency (NSA) spielt, dem amerikanischen Partner des britischen Nachrichtendienstes GCHQ (Government Communications Headquarters), umfaßt nun 33 Radarkuppeln (Anm.: beachten Sie das magische Spiel mit 9 und 11), die wegen der weißen Hülle zum Schutz der Satellitenempfangs- und Sendestationen gemeinhin »Golfbälle« genannt werden.

Die Studie beschreibt das »Project Phoenix« genannte Programm als »eines der größten und modernsten High-Tech-Programme, das in Großbritannien in den letzten 10 Jahren durchgeführt wurde.« Es heißt, die Arbeit daran ist für die US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin und Northrop Grumman reserviert, deren Personal unter hoher Geheimhaltungsstufe arbeitet (with high-level security clearance).

Obwohl die Basis offiziell RAF Menwith Hill heißt, sind die meisten Mitarbeiter US-Personal der NSA. Die Gesamtzahl der Personen, die dort arbeiten, soll von 1.800 im vergangenen Jahr, davon 400 Briten, auf 2.500 im Jahr 2015 erhöht werden.

Wie bei anderen amerikanischen Stützpunkten in Großbritannien, sind die Kosten zur Wartung (servicing) von Menwith Hill im Rahmen einer Kostenteilung zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA vertraulich. Die Gesamtkosten für die Ausrüstung und den Betrieb (running) des Stützpunktes sind geheim.

Offizielle Zahlen, die in den USA veröffentlicht wurden, zeigen jedoch, daß die NSA in diesem Jahr allein 68 Mio. Dollar (43 Mio. Pfund) für eine Generatoranlage ausgibt, um die neuen Supercomputer auf dem Stützpunkt mit Strom zu versorgen. (Anm.: Könnte die heiße Luft nicht mit Windkraft betrieben werden?)

Laut dem »Verband amerikanischer Wissenschaftler« (»Federation of American Scientists«), ein unabhängiges US-Gremium, sind die Computer auf dem Stützpunkt sind in der Lage, pro Stunde 2 Mio. Abhörvorgänge (intercepts) durchzuführen.

Der Bericht über den Stützpunkt wurde von der »Atomabrüstungskampagne Yorkshire« (»Yorkshire Campaign for Nuclear Disaarmament«, CND) in Auftrag gegeben und von der »Stiftung Joseph Rowntree« (»Joseph Rowntree Charitable Trust«) finanziert. Er besagt, daß die Basis erweitert werde, »um qualitativ neue Funktionen für die nachrichtendienstlich geführte Kriegsführung bereitzustellen«.

Menwith Hill wird seine traditionelle Rolle von Kommunikations-Lauschangriffen und Raketentests kombinieren, um »unter Nutzung einer Vielzahl von Nachrichtendienstquellen militärische Operationen wie verdeckte Kriegsführung in Echtzeit zu koordinieren«.

Die Satellitenkommunikation, Bilder (imagery) und Supercomputer auf dem Stützpunkt »können Echtzeitüberwachungen durchführen, um US-Militäroperationen zu unterstützen«, so die Studie, in der es heißt, Menwith Hill wäre »als aktualisiertes und aktives Informationsdrehkreuz (intelligence hub) bis 2015 voll funktionsfähig«

Steve Schofield, der Autor der Studie, sagte: »Es ist nicht länger möglich, sich Menwith Hill einfach nur als traditionellen Betreiber militärischer, diplomatischer und kommerzieller elektronischer Spionage für die Vereinigten Staaten vorzustellen, sondern eher seine Rolle als aktiver Informationsanbieter (active provider of integrated intelligence) zu sehen, um neue Formen der Kriegsführung zu unterstützen.«

Er fügte hinzu: »Dieser Paradigmenwechsel zur permanenten Überwachung von Raum und Echtzeitinterventionen (real-time military interventions) überall auf der Welt durch ferngesteuerte Waffen wirft tiefgreifende Fragen über den westlichen Weg des Krieges auf, allerdings Fragen, die bisher kaum angesprochen werden.«

Die britische Luftwaffe beschreibt Menwith Hills Hauptaufgabe als »Nachrichtendienstunterstützung für die Interessen Großbritanniens, der USA und Verbündeter«. Die Satellitenkommunikation liefert auch Daten für das US-Raketenabwehrsystem, sagte die britische Luftwaffe.

Es wäre »nicht angebracht, in irgendwelche Details zu gehen, die Operationen der britischen Luftwaffe betreffen, die auf Menwith Hill durchgeführt werden, um die nationale Sicherheit zu unterstützen«, sagt sie.

»Die öffentliche und parlamentarische Kontrolle von Menwith Hill wird durch klare Linien der ministeriellen Verantwortlichkeit und des ›Nachrichtendienst- und Sicherheitskomitees‹ (›Intelligence and Security Committee‹, ISC) gewährleistet.«
Hier finden Sie den Originalartikel, Menwith Hill eavesdropping base undergoes massive expansion.

Siehe auch:

Die Zukunft der Nationalen Sicherheitsbehörde NSA