Dienstag, 1. Mai 2012

Präsidentin Marie Antoinette

Arnold Ahlert über die Kompensation des US-Sparkurses.

(Anmerkungen in Klammern)


Am Freitag wurde wieder einmal über das „unerwartet“ schwache US-Wirtschaftswachstum berichtet, das auf eine Jahresrate von 2,2 Prozent sank und damit deutlich unter den von den Ökonomen vorhergesagten 2,5 Prozent liegt (siehe „das unerwartet schwache US-Wirtschaftswachstum“ auf FOCUS.de). Dieser blasse Trend repräsentiert die schwächste wirtschaftliche Erholung seit der Großen Depression. Die meisten Amerikaner verstehen, daß eine solche Realität von ihnen erfordert, den Gürtel enger zu schnallen und zu sparen. Nicht so sehr Präsident Obama und die First Family. Eine Reihe von XXL-Urlauben, die im Wesentlichen vom Steuerzahler übernommen werden, sind auch weiterhin ein integraler Bestandteil des Lebensstils der Obamas.

Kaum ein vernünftiger Amerikaner würde dem Präsidenten oder seiner Familie keine „Auszeit“ gönnen. Doch in einer Zeit, in der das Wort „Urlaub auf Balkonien“ ein zunehmend vertrauter Bestandteil des amerikanischen Lexikons ist, könnte man denken, daß ein Präsident, der die Reichen schmäht und die Amerikaner daran erinnert, daß er nicht „mit einem silbernen Löffel im Mund“ geboren wurde, vielleicht ein bißchen sensibler an die Art des Urlaubs herangeht, den der Präsident und seine Familie nehmen.

Er macht es jedoch auf eine ziemlich seltsame Art und Weise. Als Malia, die 13-jährige Tochter des Präsidenten, mit 12 ihrer Freunde und 25 Secret Service-Agenten einen Frühlingsurlaub nach Mexiko nahm -- einen, der den Steuerzahler laut Berichten 2,5 Millionen Dollar kostete -- wurde dies von den Medien schnell verborgen. Die erste Meldung kam von AFP, später wurde die Geschichte von Yahoo, der Huffington Post, und der International Business Times aufgegriffen, und auch ausländische Publikationen wie The Daily Mail, The Telegraph und The Australian berichteten darüber.

Doch alle Geschichten waren am gleichen Abend verschwunden. Die aktualisierten Links führten entweder zu den Startseiten oder zeigten 404-Fehlerseiten, auf denen „Seite nicht gefunden“ zu lesen war. (The Blaze hat eine Sammlung mit Screenshots der ursprünglichen Meldungen.) Was war passiert? Das Weiße Haus brachte die willfährigen Medien dazu, die Geschichte zu bereinigen. Kristina Schake, die Kommunikationsleiterin der First Lady, bestätigte dies Politico: „Von Anbeginn der Administration hat das Weiße Haus die Nachrichtenagenturen gebeten, über die Obama-Kinder nicht zu berichten, oder sie zu fotografieren, wenn sie nicht bei ihren Eltern sind und es kein grundlegendes Interesse an Nachrichten gibt. Wir haben die Agenturen an diesen Wunsch erinnert, um die Privatsphäre und die Sicherheit dieser Mädchen zu schützen.“

Solche Bedenken für die Sicherheit der Mitglieder der First Family sind völlig legitim. Doch einige Fragen bleiben unbeantwortet. Wenn wenn texanische Amt für öffentliche Sicherheit warnt, nicht nach Mexiko zu gehen, weil „Kartell-Gewalt und andere kriminellen Aktivitäten eine erhebliche Gefährdung der Sicherheit darstellen, selbst in einigen Urlaubsorten“, warum sollte der Präsident seiner Tochter dann erlauben, dorthin zu reisen? Warum war es notwendig, ein Dutzend Freunde mitzunehmen, so daß die Reise teurer und die Sicherheit weitaus komplizierter wurde? Warum befolgen die Medien Marschbefehle aus dem Weißen Haus? Warum hat die Reise den Steuerzahler 2.500.000 Dollar gekostet?

Vielleicht weil der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Letzte Woche veröffentlichte Judicial Watch einen Bericht, der enthüllt, daß First Lady Michelle Obamas Reise nach Spanien an die Costa Del Sol im Jahr 2010 den Steuerzahler 467.585 Dollar kostete. Auch in diesem Fall wird jeder vernünftige Mensch einer Frau im Rampenlicht der Öffentlichkeit etwas Ruhe und Entspannung gönnen. Doch wie die New York Times berichtete, beinhaltete dieser Spaß einen Aufenthalt im „Fünf-Sterne-Hotel Villa Padierna bei Marbella, wo mindestens 30 Zimmer für das Gefolge reserviert wurden, einschließlich der Sicherheit. Das Hotel ist eine von Spaniens luxuriöseren Einrichtungen, mit Zimmern, die von 500 Dollar pro Nacht bis zu einer 6.600-Dollar-Suite mit 24-Stunden-Butler-Service reichen.“

Darüber hinaus ist Michelle Obama kaum zurückhaltend, wenn es um Urlaub geht. Ihre Reise nach Aspen, Colorado im Februar 2012 für ein Ski-Wochenende mit den Töchtern Sasha und Malia am (US-amerikanischen Gedenktag) President's Day markierte den 16. Urlaub, den Obamas Familienmitglieder in etwas mehr als drei Jahren nahmen -- die aktualisierte Zahl ist jetzt 17 -- Camp-David-Besuche oder kurze Reisen, wie eine New-York-City-„Date-Night“ im Mai 2009, nicht mitgerechnet. Die First Lady oder der Präsident ist scheinbar auch nicht besorgt, dem Steuerzahler die Kosten für separate Flüge zu gleichen Zielen aufzubürden. Es kostete den Steuerzahler 100.000 Dollar, als die First Lady 2010 vor ihrem Mann zu einem Urlaub nach Hawaii flog, und Tausende mehr, als die First Lady in einem separaten Regierungs-Jet nur vier Stunden vor dem Flug des Präsidenten zu einem Urlaub auf Martha's Vineyard reiste (das Sylt der USA). Ihre Zeit auf Martha's Vineyard verbrachte die First Family auf der Blue-Heron-Farm, einem Anwesen, das laut Berichten für rund 50.000 Dollar pro Woche vermietet wird. Und Bo, der Hund des Präsidenten, und sein Betreuer flogen auf einer Reise nach Maine im Juli 2010 in einer separaten Maschine zu diesem Ziel.

Eine solche Vorliebe für Extravaganz hat sich zu einer ziemlich entmutigenden Zahl summiert. Die britische Daily Mail, die Quellen des Weißen Hauses zitierte, die die First Lady „einen Urlaubs-Junkie“ nannten, behauptete, Michelle Obama hätte -- bis zum Stand August 2011 -- „allein im vergangenen Jahr 10 Millionen Dollar an US-Steuergeldern für Urlaube ausgegeben“. Die ungenannte Quelle fährt fort: „Michelle genießt während ihrer Reisen auch teuren Suff (booze). Sie bevorzugt Martinis mit Wodka von bester Qualität und hat eine Vorliebe für reiche Schaumweine.“

Es überrascht nicht, daß ein Mitglied der Medien die Obamas verteidigte. Mark Knoller von CBS erklärt, daß die „Zahl der Tage“ der Urlaube des ehemaligen Präsidenten George W. Bush mehr als doppelt so hoch ist wie die von Obama im gleichen Zeitraum. Doch Bush war auf seiner eigenen Ranch in Crawford, Texas und die mit solchen Reisen verbundenen Kosten sind beispielsweise kaum mit Obamas Weihnachtsurlaub 2011 in Hawaii zu vergleichen, der laut dem Hawaii Reporter 1,5 Millionen überstieg.

Und dieselben Medien, die George Bush wegen seiner Golferei verspotteten, sind bemerkenswert still in Bezug auf zahlreichen Golf-Ausflüge von Präsident Obama, trotz der Tatsache, daß der aktuelle Präsident in seiner ersten Amtszeit öfter gespielt hat als Bush in zwei Amtszeiten. Eine Runde spielte er, anstatt an der Beerdigung des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski teilzunehmen (siehe „Obama spielt Golf während Kaczynski-Beerdigung“ auf RIAN.de).

Die First-Family-Übungen in Extravaganz werden langsam anstrengend, selbst für Demokraten. Der Meinungsforscher John McLaughlin und andere Republikanische Meinungsforscher reisten in 11 umkämpfte Bundsstaaten, um mit Wechselwählern zu sprechen, „größtenteils Demokraten“, die im Jahr 2008 für Obama stimmten, derzeit aber unentschlossen sind. Während die Befragten in Bezug auf die Wirtschaft deprimiert waren und sich über die Reichen und Regierungsarbeiter ärgerten, die ihre Steuergelder „aufsaugen“, äußerten viele der Befragten „bereitwillig Kritik an den Urlauben des Präsidenten, die beschnitten werden sollten“. McLaughlin erläuterte ihre Argumentation: „Sie nehmen alles durch ihre eigene persönliche Situation wahr und wenn sie es sich nicht leisten können, dann können sie es nicht genießen -- sie mögen es nicht, daß Obama ihre Steuergelder für sich nutzt“, sagte er. „In diesem Fall sehen sie ihn als realitätsfremd. Während sie kämpfen müssen, nimmt er an diesem Kampf nicht teil, und er tut mit ihren Steuer-Dollars im Grunde genommen das, was sie nicht tun können.“

Ob zu Recht oder Unrecht, das Ergebnis einer Wahl hängt ebenso sehr von der Wahrnehmung ab, wie von den Fakten. Der Präsident ist bemüht, Reichtum im Allgemeinen und Mitt Romneys Erfolg im Besonderen als etwas darzustellen, das verunglimpft und / oder mißgönnt werden soll. Eine solche Botschaft erreicht zweifellos viele Amerikaner. Doch einige Amerikaner beginnen zu bemerken, daß ein wohlhabender Einzelner, dessen Reinvermögen etwa 5 Millionen Dollar beträgt, der einen anderen wohlhabenden Einzelnen verunglimpft, bestenfalls ein gewisses Maß an Unredlichkeit demonstriert und schlimmstenfalls Heuchelei. Verschärft wird diese Unziemlichkeit noch durch einen öffentlich verschwenderischen Lebensstil, der zumindest teilweise vom Steuerzahler übernommen wird, auch wenn der Präsident seine Landsleute zu „gemeinsamen Opfern“ aufgerufen hat.

Obama versucht, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Es wäre mehr als ironisch, wenn der Mann, der die Ressentiments zwischen den Klassen schürt, im kommenden November dadurch annuliert wird, daß sich diese Ressentiments gegen ihn und seine Familie richten. Die kommenden Monaten werden zeigen, ob sich der Präsident und seine Wahlkämpfer für diese Option entscheiden.
Hier finden Sie den Originalartikel, Our Marie Antoinette President.