Samstag, 16. Juni 2012

UN-Bericht: Bisher 56 Tote durch Tschernobyl

Die anonymen Journalisten der CANADIAN BROADCASTING CORPORATION zeigen den Grabstein der Tschernobyl-Toten.

Eine ukrainische Frau weint an einem Grabstein an der Gedenkstätte der Opfer von Tschernobyl im Rahmen einer Feierstunde in Kiev am 26 April 2005. (Sergei Supinsky / AFP / Getty Images)

Ein Bericht der Vereinten Nationen erklärte am Montag (dem 5. September 2005), daß die Zahl der Menschen, die in fast 20 Jahren seit dem weltweit schlimmsten nuklearen Unfall getötet wurden, 56 beträgt -- viel niedriger als bisher angenommen.

UN-Vertreter sagten, unter den Todesopfern waren 47 Rettungsarbeiter und neun Kinder, die an Schilddrüsenkrebs starben.

Von den 4.000 erwarteten Todesfällen wären größtenteils Rettungsarbeiter betroffen gewesen, die kurz nach dem Unfall hohen Strahlendosen ausgesetzt waren. Sie hatten ein höheres Risiko, Jahrzehnte später an Krebs zu erkranken.

Die Katastrophe ereignete sich am 26. April 1986 um 1:24 Uhr Ortszeit, als eine Explosion in Reaktor 4 des ukrainischen Kraftwerks über Europa und der Sowjetunion eine radioaktive Wolke freisetzte, die insbesondere Weißrußland, Rußland und die Ukraine kontaminierte.

„Es wurde behauptet, daß Zehntausende oder sogar Hunderttausende von Menschen als Folge des Unfalls gestorben sind. Diese Behauptungen sind übertrieben“, sagt der Bericht des Tschernobyl-Forums.

„Wir haben weder tiefgreifende negative Auswirkungen auf die Gesundheit der restlichen Bevölkerung in den umliegenden Gebieten gefunden, noch haben wir eine weitreichende Kontamination gefunden, die weiterhin eine erhebliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen würde, mit Ausnahme einiger Sperrgebiete“, sagte Burton Bennett, der Vorsitzende des Forums.

Über 4.000 Menschen entwickelten als Folge des Unfalls Schilddrüsenkrebs, die meisten davon waren im Jahr 1986 Kinder und Jugendliche.

Basierend auf Zahlen für Weißrußland beträgt die Überlebensrate laut dem Bericht fast 99 Prozent.

Abgesehen von den am Tag der Katastrophe der Strahlung ausgesetzten Reaktormitarbeiter und Rettungskräfte, waren die meisten Rettungsarbeiter und Bewohner der kontaminierten Gebiete relativ niedrigen Dosen ausgesetzt, vergleichbar mit Hintergrundwerten, sagte die UN in einer Erklärung.

Sie erklärte, daß es, abgesehen von Schilddrüsenkrebs, unter den Anwohnern weder Anzeichen für eine Zunahme der Krebs- oder Leukämieraten gäbe, noch Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder eine höhere Rate von Mißbildungen.

Für die 350.000 Menschen, die aus den kontaminierten Gebieten wegzogen, war der Umzug jedoch eine „traumatische Erfahrung“, durch die sie laut UN-Erklärung häufig arbeitslos blieben.

Menschen aus Gebieten in der Nähe von Tschernobyl wurden nicht als „Überlebende“, sondern als „Opfer“ bezeichnet -- dadurch betrachteten sie sich als „hilflos, schwach und ohne Kontrolle über ihre Zukunft“, hieß es.

„Dies wiederum führte entweder zu übervorsichtigem Verhalten und übertriebenen gesundheitlichen Bedenken, oder zu rücksichtslosem Verhalten, wie zum Beispiel ... übermäßigem Konsum von Alkohol und Tabak, und ungeschütztem Sex“, fügte die Erklärung hinzu.

Die Hilfen für Opfer wurden auf 7 Millionen Menschen ausgedehnt. Der Bericht sagte, diese Hilfen müßten reduziert oder auf Gruppen mit hohem Risiko beschränkt werden.

Viele evakuierte Gebiete wären nun sicher, erklärte der Bericht. Abgesehen von dem gesperrten, hoch kontaminierten Gebiet 30 Kilometer um den Reaktor und einigen gesperrten Seen und Wäldern ging die Strahlung laut Erklärung auf ein akzeptables Niveau zurück.

Der Bericht „Chernobyl's Legacy: Health, Environmental and Socio-Economic Impacts“ untersucht die Auswirkungen der Katastrophe, die sich dem 20. Jahrestag nähert.

Die Umweltorganisation Greenpeace bezweifelte die Ergebnisse und sagte in einer Erklärung, daß die Berichte widersprüchliche Angaben enthalten würden und Forschungsarbeiten nicht berücksichtigt wären.

Dem Tschernobyl-Forum gehören die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltbank und die Regierungen von Weißrußland, Rußland und der Ukraine an.
Hier finden Sie den Originalartikel, UN Report says 56 killed so far due to Chernobyl nuclear accident.

Siehe auch:

-- EMPTY MIRROR: Facts about Chernobyl