Samstag, 24. August 2013

Rabbi: Die Opfer haben womöglich zugestimmt (sexuell mißbraucht zu werden)

Richard Baker und Nick McKenzie über alles, was Sie schon immer über Sex in unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften wissen wollten, aber bisher nicht lesen durften.

Termini technici
Aus dem Glossar von Salcia Landmanns Jüdische Anekdoten und Sprichwörter: „jeschiwe (h. j'schiwá), wörtl. Sitz. Im J. immer nur = Talmudhochschule. Es gab -- und gibt auch heute -- an der Jeschiwa keinen eigentlichen Abschluß. Man kann beliebig lang weiterstudieren. Künftige Rabbiner besuchten meist eine Jeschiwa, doch bekamen sie ihre Approbation nicht durch irgendeine Art von Abschlußprüfung, sondern durch einen anderen, bereits approbierten Rabbiner, der die Kenntnisse prüfte, ohne zu fragen, wie und wo sie erworben worden waren. …“
Victims may have consented: Rabbi

23. Juni 2013 -- Ein führender australischer Rabbi, der einen angeblichen Pädophilen nicht davon abhielt, in einer jüdischen Schule in Sydney Knaben sexuell zu mißbrauchen, sagte, einige der Opfer haben der sexuellen Beziehung womöglich zugestimmt und warnte, daß die Einbeziehung der Polizei jetzt dazu führen würde, „in ein Wespennest zu stechen“.

Der ehemalige führende Rabbi von Sydney, Boruch Dov Lesches, machte die außergewöhnlichen Bemerkungen kürzlich in einem Gespräch mit einer Person, der eine Reihe angeblicher sexueller Mißbrauchs- und Vergewaltigungsfälle von Kindern bekannt sind, die ein Mann beging, der in den 1980er Jahren mit Sydneys Jeschiwa-Gemeinschaft verbunden war.

Nach Behauptungen von Vertuschung, Einschüchterung von Opfern und in Übersee versteckten Tätern, werden Rabbi Lesches' Kommentare wahrscheinlich zu einer erhöhten öffentlichen Aufmerksamkeit führen, wie Australiens ranghohe rabbinische Führer (Anm.: senior rabbinical leaders; oder wie man sich im kollektiven Plural aufplustert) mit Fällen von sexuellem Kindesmißbrauch umgehen.

In einem rechtens aufgezeichneten Telefongespräch, das von FAIRFAX MEDIA gehört und Polizisten von North South Wales bereitgestellt wurde, die Fälle der „Jeschiwa Sydney“ („Sydney Yeshiva“) untersuchen, gab Rabbi Lesches zu, den angeblichen Täter beraten zu haben, nachdem er erfuhr, daß er einen Knaben, der ein Jahrzehnt jünger ist als er, sexuell mißbraucht hatte.

Rabbi Lesches ist heute eine von New Yorks ranghohen jüdisch-ultraorthodoxen Persönlichkeiten.

Rabbi Lesches sagte, er erklärte dem Mann, daß er und der Knabe gezwungen sein würden, die Jeschiwa-Gemeinschaft zu verlassen, wenn er seine Triebe nicht kontrollieren könnte.

„Wenn nicht, würden beide gehen müssen“, sagte er.

Rabbi Lesches, der die Polizei nie über den Mißbrauch informierte, sagte, er wußte nicht, daß der Mann seine Warnung ignoriert und weitergemacht hätte, in den späten 1980er Jahren mindestens drei weitere Knaben sexuell zu mißbrauchen.

Er sagte, andere Jeschiwa-Führer waren dafür verantwortlich, den Mann zu überwachen.

In dem Gespräch wies Rabbi Lesches darauf hin, daß ein Opfer des Mannes, das zum Zeitpunkt des Mißbrauchs etwa 11 Jahre alt war, ein einvernehmlicher Partner gewesen sein könnte. „Jeder erzählte andere Geschichten und versuchte, jemand anderem die Schuld zu geben“, sagte er.

„Wir sprechen über sehr junge Knaben ... jeder sagt über den anderen, daß ‚er dem zustimmte‘.“

Als seine Position, daß junge Knaben einwilligen könnten, infrage gestellt wurde, antwortete Rabbi Lesches: „Sie wären überrascht“, und fügte hinzu, daß einige nichtjüdische Knaben, die er als „Gojims“ bezeichnete, „ab dem Alter von fünf Jahren“ sexuell zu handeln oder zu denken begannen.

Er sagte, Jugendliche aus armen Verhältnissen hätten „im Leben nichts anderes zu tun, nur 24 Stunden über Sex zu denken“, miteinander, mit Mitgliedern ihrer eigenen Familien und sogar mit „Hunden“.

Rabbi Lesches sagte auch, die angeblichen Täter so viele Jahre nach den Vorfällen der Polizei zu melden, würde „sie und ihre Kinder zerstören“ und den Opfern Schmerzen verursachen. (Anm.: Gelten die vielen Jahre des Vergessens auch für den Holocaust, der von Kriegsende bis in die 1970er-Jahre vergessen war?)

„Reden Sie nicht auf diese Weise ... wenn es so lange her ist, leidet jeder“, sagte er. „Wenn Sie anfangen, etwas zu tun, wird es nicht produktiv und für niemand gut sein.“

Eine traditionelle Regel, Mesirah, verbietet einem Juden, nichtjüdischen Behörden das Unrecht und Falsche eines anderen zu melden; in einigen jüdisch-ultraorthodoxen Gemeinschaften hat sie weiterhin einen starken Einfluß. (Anm.: Gibt es eine jüdisch-ultraorthodoxe Gemeinschaft, in der die Regel keinen Einfluß hat?)

Rabbi Lesches, der auf Fragen von FAIRFAX MEDIA nicht antwortete, ist der dritte namentlich bekanntgegebene ranghohe rabbinische Führer, der etwas über den Mißbrauch von Knaben in den 1980er Jahren an der „Jeschiwa Sydney“ gewußt haben soll.

Im Februar berichtete FAIRFAX MEDIA, wie der mutmaßliche Täter, der ins Ausland geschickt wurde, vor kurzem einigen der Opfer seine Schuld gestanden hatte. Er erzählte, wie ihn der spirituelle Führer des Zentrums, Rabbi Pinchus Feldman, einst ermahnte, das, was er tat zu unterlassen.

Als Reaktion auf diese Geschichte veröffentlichte Rabbi Feldman eine Erklärung, die besagt, er hätte keine Erinnerung, daß ihm vor 25 Jahren irgendjemand (anyone) deren (their) Beteiligung an sexuellem Mißbrauch von Kindern gestanden haben soll.

Rabbi Moshe Gutnick, ein anderer ranghoher rabbinischer Führer, gab Anfang März zu, daß er nicht die Polizei kontaktierte, als ihn vor mehr als 20 Jahren ein Knabe kontaktierte, um sexuellen Mißbrauch an Bondis Jeschiwa zu melden.

Rabbi Gutnick, der die „Organisation von Rabbis von Australasien“ („Organisation of Rabbis of Australasia“) leitet, sagte, daß er einen anonymen Anruf erhielt und ranghohe Mitglieder der Jeschiwa über die Behauptungen des Jungen alarmierte. Im Nachhinein sagte er: „Ich würde die Polizei wahrscheinlich gerufen haben.“ (Anm.: Die ranghohen Mitglieder wahrscheinlich auch; im Nachhinein.)

Rabbi Gutnick ist so zu verstehen, Polizisten von Bondi kürzlich alles gesagt zu haben, woran er sich über den Anruf erinnern könnte. In einer Erklärung, die in diesem Jahr in den AUSTRALIAN JEWISH NEWS veröffentlicht wurde, sagte er, er „war zutiefst betrübt, daß ich nicht erkannte, was ich erst jetzt weiß, daß es ein legitimer Hilferuf war“.

Rabbi Gutnick mahnte: „Ich appelliere an die ganze Gemeinschaft; an die Opfer und ihre Eltern, an die Mitglieder und Führer der Gemeinschaft. Wenn Sie Informationen haben, bitte melden Sie sich bei der Polizei. Scheuen Sie sich nicht.“

Das „Jeschiwa-Zentrum Sydney“ („Sydney Jeschiwa Centre“) sagte, daß es zur Zeit über umfassende Kinderschutzvorschriften verfügt und daß es sich wegen den Vorwürfen mit der Polizei zusammengetan hätte (had liaised). In einer Erklärung sagte das Zentrum, daß es „jede Form von Mißbrauch eindeutig verurteilt“ und seine soziale Verantwortung gegenüber Kindern (child welfare responsibilities) mit größter Sorgfalt behandelt.

„Jeschiwa ... hat sich um die rechtlichen und moralischen Kinderschutzverpflichtungen stets in vollem Umfang bemüht.“

FAIRFAX MEDIA kann auch Aufschluß darüber geben, daß die Familie des Mannes, gegen den die Polizei von North South Wales wegen den sexuellen Vorfällen an der „Bondi Jeschiwa“ („Bondi Yeshiva“) ermittelt, große finanzielle Unterstützer der von Rabbi Lesches geführten ultraorthodoxen New Yorker Gemeinschaft Monsey sind.

Jahre nach seinem Mißbrauch von Knaben wurde der mutmaßliche Schänder außerdem in den Vorstand eines australischen Unternehmens ernannt, das Unterrichtsmaterialien für jüdische Schüler bereitstellt.

Der mutmaßliche Täter wurde in den letzten Jahren von einer in Los Angeles führenden jüdischen Wohlfahrtsorganisation geschützt, mit 2.011 E-Mails zwischen dem Mann und einem hochrangigen Mitglied der Organisation, die zeigen, daß für ihn die Gefahr der Aufdeckung seiner Vergangenheit in Sydney bestand. (Anm.: Wie gut, daß unsere Regierungen seit dem 11. September 2001 durch das Überwachen von E-Mails im Schichtbetrieb wenigstens verhindert haben, daß es zu weiteren Terroranschlägen kam.)

„Ich habe keine Ahnung, wie es jemand herausfand -- es kommen aber täglich Anrufe von vielen Quellen. Bis jetzt haben wir Sie beschützt“, schrieb ein verantwortlicher Leiter der Organisation in Los Angeles dem Mann in einer E-Mail.
Hier finden Sie den Originalartikel, Victims may have consented: Rabbi.