Mittwoch, 21. August 2013

Laut und stolz: Jüdischer Rassismus

Zvi Bar'el über das Einmaleins der jüdischen Identität.
Loud, proud Jewish racism - now in a town near you

7. August 2013 -- Versteckter Rassismus kann ein Anzeichen für einen bösartigen Tumor oder ein Geschwür sein, wie Blut in einer Stuhlprobe. Dabei besteht die Gefahr, eine dringende Behandlung in dem irrigen Glauben aufzuschieben, daß schon alles in Ordnung sei.

Nehmen wir zum Beispiel die gerichtliche Verfügung gegen das Unternehmen „Israel Aerospace Industries“, das eine saftige Entschädigung zahlen mußte, weil es sich weigerte, einen Sanitäter einzustellen, dessen Nachname ein Zeichen dafür war, daß er aus einer jüdisch-arabischen Familie kam. Die Entscheidung des Gerichts erzeugte ein gutes Gefühl -- das Gefühl, daß die Krankheit des Rassismus behandelt wurde.

Der Oberrabbi von Safed drängt die Anwohner, nicht an Araber vermieten? Das ist nicht so schlimm. Er repräsentiert die Ausnahme. Die Knesset ist dabei, Gesetze zu verabschieden, die verhindern, daß Araber ins Parlament gewählt werden? Das ist nicht gerade Rassismus, denn letzten Endes wird das Gesetz auch jüdischen Parteien schaden. Außerdem haben die arabischen Parteien immer die Möglichkeit, die Gesetzgebungsvorlagen zu überwinden, indem Sie eine Einheitsliste bilden. Die Banken Hapoalim und Mizrahi-Tefahot lehnen die Gleichbehandlung von Arabern ab? Immerhin reagierte das „Knesset-Komitee für wirtschaftliche Angelegenheiten“ („Knesset Economic Affairs Committee“), indem es eine Anhörung zu dem Thema plant.

Verdeckter Rassismus ist eine Art von Dementi, die Verteidigung und Selbstrechtfertigung beinhaltet und aus der Notwendigkeit erwächst, etwas zu schützen: die jüdische Identität und die zionistische Mission, das Land vor dem inneren Feind zu schützen. Natürlich will niemand rassistisch sein, aber es gibt keine Alternative. Entweder sie oder wir.

Die nationale Prioritätenskala sagt, der versteckte Rassist braucht Rassismus, unter der Bedingung, daß er so gemäßigt, versteckt und höflich wie möglich ist und daß er von den Gerichten überwacht wird. Es sollte unseren Wunsch, ein westliches Land zu sein, mit der Angst, unsere jüdische Identität zu verlieren, in Einklang bringen können. Zum Beispiel ist es wichtig sicherzustellen, daß der israelische Rassismus nicht das überschreitet, was es in Frankreich gegenüber Immigranten aus muslimischen Ländern gibt -- oder bei Amerikanern gegenüber Lateinamerikanern, oder bei Deutschen gegenüber Türken, oder in der Ukraine gegenüber der russischen Minderheit.

Es sollte ein einvernehmlicher, universeller Rassismus sein, der keine selbstgerechten Anklagen gegen uns erzeugen würde und uns erlauben würde, zu zeigen, daß wir auf einer internationalen Ebene des Rassismus nicht schlechter und tatsächlich sogar besser sind als andere. Denn unser Rassismus unterscheidet nicht zwischen Arabern und arabischen Juden oder zwischen Äthiopiern und denen ohne eine bestimmte Religion. Unser versteckter Rassismus ist gerechter, gleicher; ein Rassismus, der als Licht unter den Völkern dienen kann, als ein Beispiel für die Welt.

Es wäre möglich gewesen, diese Art von Rassismus auch weiterhin zu pflegen, hätte sich Shimon Gapso, Bürgermeister von Upper Nazareth, nicht dazu entschieden, mit den Konventionen zu brechen und den Rassismus ans Licht zu bringen. Gapso, der seine Kampagne zur Wiederwahl auf offen rassistische Parolen stützt, ist vielleicht der einzige, der versteht, daß es zwischen offenen und versteckten Arten von Rassismus wirklich keinen Unterschied gibt. Er erspart uns die Selbstgerechtigkeit und ist geradeheraus Rassist. Er begreift, daß der verdeckte Rassismus nur Wahlwert hat, wenn man bereit ist, ihn beim Namen zu nennen, offen zu zeigen und in einen Wert zu verwandeln, der Respekt verdient. Seine Wahlplakate auf den Straßen von Upper Nazareth, die Zitate von Arabern zeigen, die seinen Rassismus verurteilen, führen zum gewünschten Ergebnis. Gapso ist sich sicher, daß ihn die Parolen zum Helden machen, wenn es ihm gelingt, unter seinen Wahlunterstützern Haß auf Araber zu injizieren. Und sie müssen sich mit seinen Ansichten nicht einmal öffentlich identifizieren. Alle, die ihn wählen, können mit ihrem versteckten Rassismus einfach weitermachen, ohne öffentliche Bloßstellung.

Indem er sich in seiner Kandidatur mit Rassismus identifiziert, tut er aber nicht nur den Bewohnern seiner Stadt einen Gefallen. Jüdische Israelis, die sich nicht auf den Weg machen, um gegen Gaspo zu protestieren und Politiker, die weiterhin freundschaftliche Beziehungen mit ihm pflegen, sind nicht anders als die Bewohner von Upper Nazareth, die ihn wählen. Gaspo ist der Sprecher für einen lauten und stolzen Rassismus. Er verachtet die heimlichen Rassisten, diejenigen, die nicht wie er bereit sind, zu erkennen, daß das Judentum Rassismus ist und es einem nicht peinlich sein sollte.

Doch zu Gapsos Unglück könnte dieser Sieg für den Rassismus durch eine Bestechungsanklage gegen ihn vereitelt werden. Es wäre eine Schande, wenn die Bürger von Israel -- die jüdischen -- einen Tacheles redenden Führer verlieren würden, der den Mut hat, reinen Rassismus zu symbolisieren, der anderen Politikern den Weg freimachen könnte, die sich hinter gewundenen Gesetzen, vagen kommunalen Satzung und scheinbar liberalen Parolen verstecken, die ihre wahren Überzeugungen dämpfen.
Hier finden Sie den Originalartikel, Loud, proud Jewish racism - now in a town near you.