Sonntag, 18. August 2013

Jüdischer Lehrer wegen Mißbrauchs inhaftiert

Stephen Cauchi über einen Pädo-Lehrer aus Melbourne.

Termini technici
Aus dem Glossar von Salcia Landmanns Jüdische Anekdoten und Sprichwörter: „jeschiwe (h. j'schiwá), wörtl. Sitz. Im J. immer nur = Talmudhochschule. Es gab -- und gibt auch heute -- an der Jeschiwa keinen eigentlichen Abschluß. Man kann beliebig lang weiterstudieren. Künftige Rabbiner besuchten meist eine Jeschiwa, doch bekamen sie ihre Approbation nicht durch irgendeine Art von Abschlußprüfung, sondern durch einen anderen, bereits approbierten Rabbiner, der die Kenntnisse prüfte, ohne zu fragen, wie und wo sie erworben worden waren. …“
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24. Juli 2013 -- Ein jüdischer Lehrer, der an Melbournes „Jeschiwa-Hochschule“ („Yeshivah College“) vor über 20 Jahren an vier Knaben verging, ist zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden.

David Kramer, 52, könnte aber in 100 Tagen aus dem Gefängnis sein. Er wurde zu 18 Monaten ohne Bewährung (non-parole period) verurteilt, saß aber bereits 457 Tage in Vorhaft (pre-sentence detention).

Kramer wurde im Bezirksgericht Melbourne von Richter Michael Bourke in fünf Fällen wegen sexueller Belästigung und einem Fall wegen anstössiger Handlungen an einem Kind unter 16 Jahren verurteilt.

Außerhalb des Gerichts sagte Manny Waks, Opfervertreter und jüdischer Überlebender (survivor) von Kindesmißbrauch, die Strafe wäre „ein wenig niedriger als wir erwarteten, doch der Gerechtigkeit wurde Genüge getan“.

Die Tatsache, daß Kramer in 100 Tagen aus dem Gefängnis könne, „wird uns ein wenig Zeit geben, um es zu verdauen ... es erwischte uns ein wenig unvorbereitet“.

Manny Waks äußerte sich vernichtend über die Rolle der „Jeschiwa-Hochschule“ im Mißbrauch der Knaben. „Alles, was sie von Anfang an taten, war, sich um den Täter zu kümmern. Zu keinem Zeitpunkt kümmerten sie sich um das Opfer (victim)“, sagte er.

„Wir appellieren an die Jeschiwa, sich heute gegenüber dem Opfer zu entschuldigen; für die Schmerzen und dafür, den Täter nach Übersee zu schicken.“

Manny Waks sagte, er war mit zwei der Opfer von David Kramer in engem Kontakt (was close contact with). Er sagte, die Opfer hätten „das Trauma erneut durchlebt ... Ich kenne den Schmerz und das Leid, das sie erlitten haben.“

Er sagte, es wäre „empörend und unmoralisch“, daß die Jeschiwa zu der Zeit von dem Mißbrauch wußte, aber die Polizei nicht informierte.

Richter Bourke sagte, daß Kramer die Straftaten zwischen 1989 und 1992 beging. Dann verließ er Australien und lebte in Israel, bevor er in die Vereinigten Staaten nach Missouri zog.

Im Jahr 2008 hörte das Gericht, daß er wegen Sexualdelikten an Kindern in den Vereinigten Staaten, wo er das Kind eines Freundes der Familie bis zum Orgasmus masturbierte, zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde, mit einer Mindeststrafe von viereinhalb Jahren. Kramer arbeitete nicht als Lehrer, sondern war stattdessen in einem Büro beschäftigt.

Im Dezember 2011 wurde er von der Polizei Victoria für die Straftaten an der „Jeschiwa-Hochschule“ angezeigt und im November letzten Jahres dann nach Australien ausgeliefert.

Richter Bourke sagte, Kramers Schuldeingeständnis der Vorwürfe „unterstützte die Interessen der Gerechtigkeit“ und ersparte den Opfern das „Trauma“, ihre Erlebnisse vor Gericht erneut zu schildern. Er sagte auch, Kramer hätte „ein Maß an Reue entwickelt“.

In seinen Bemerkungen zur Verurteilung sagte Richter Bourke, daß Kramer ein „sehr beliebter und respektierter“ Mitarbeiter war, als er an der Jeschiwa arbeitete und die Schüler ihn als ein Zeichen des Respekts „Rabbi“ nannten, obwohl er formal nicht zum Rabbi geweiht wurde.

Alle Opfer waren entweder 10 oder 11 Jahre alt und Kramer mißbrauchte sie, indem er ihnen die Genitalien unter ihrer Kleidung streichelte, sagte der Richter.

Der Mißbrauch kam 1992 ans Licht, als das Opfer begann, den Mißbrauch unter den Knaben zu diskutieren. Kramer, so der Richter, beteuerte in der Sache allerdings heftig seine Unschuld. (Anm.: „Mami, Mami, nicht ich habe das Loch ins Fenster gemacht, der Ball ist es gewesen.“)

„Ich wurde in meinem Selbstvertrauen erschüttert“, sagte ein Opfer in seinem Opfergutachten (victim impact statement). „Bei mir gibt es eine gewisse Bitterkeit und Zynismus.“ Ein weiterer benötigte Beratung (counseling) und Psychotherapie, sagte der Richter. „Sein Leben ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden.“

Er sagte, daß Kramer als jüngstes von vier Kindern im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufwuchs, bevor seine Familie nach Jerusalem zog, als er 11 Jahre alt war. Doch vor dem Umzug, so der Richter, verging sich an ihm ein Freund der Familie.

Das Gericht erfuhr, daß Kramers Ex-Frau und seine 11 Kinder im Alter von 15 bis 30 Jahren derzeit in Israel leben.

Der Richter sagte, daß Kramer den Kriterien für Pädophilie entsprach, doch „angemessene Reue“ und „Opferempathie“ gezeigt hätte. Das Gericht erfuhr, daß sich Kramer vornahm, nach der Freilassung nach Israel zurückzukehren. Er nahm sich vor, seine gesetzliche Auflage (condition) gegenüber anderen vollständig zu offenbaren, wenn er in Israel lebt.

In seinem abschließenden Kommentar sagte Richter Bourke, daß Kramer „das Vertrauens der Kinder ernsthaft und unverzeihlich verraten“ hätte, er sagte aber auch: „Ich akzeptiere, daß Sie etwas Reue zeigten ... Ich betrachte Sie als rehabilitationsfähig.“

Er räumte ein, daß die Strafe „nicht den Erwartungen derer entspricht, die verletzt wurden“ und sagte, er empfinde für die Opfer eine „große persönliche Sympathie“.
Hier finden Sie den Originalartikel, Jewish teacher jailed for sexual assaults.